Klagenfurt: „Götterdämmerung“ von Richard Wagner als feinsinnige Inszenierung mit hoher musikalischer Qualität.

Xl_g_tterd_mmerung-klagenfurt-9-23-2 © Arnold Pöschl

Die Burg brennt. Walhall steht in Flammen. Es war Brünnhilde, die es mit einer Fackel angezündet hat. Und so wird auch der Weltenbrand entzündet. In feuerrotes Licht ist die Bühne getaucht, als die Rheintöchter endlich den Ring bekommen, Hagen niederringen und erwürgen, während die Musik in wunderbaren Klängen schwelgt. Dann erscheinen zu einem hellen Silberstreifen Menschen, meist umschlungene Pärchen mit zwei ganz jungen Menschen inmitten: Ein starkes finales Schlussbild und intensives Symbol für den Neubeginn.

Das sehr ambitionierte, logistisch fordernde und aufwändige Unterfangen des Klagenfurter Stadttheaters geht weiter. Denn nach Richard Wagners „Die Walküre“ und „Siegfried“, folgt jetzt auch mit „Götterdämmerung“ der dritte Teil des „Ring des Nibelungen“ als heurige Eröffnungspremiere. Denn neben einem großbesetzten Orchester braucht es auch hochdramatische Sänger. Allerdings hat der Bayreuther Meister auch auf kleinere Theater Rücksicht genommen und dafür eine reduzierte Orchesterfassung geschaffen. Und das Ergebnis kann sich mehr als Sehen lassen.

Dafür sorgt einmal mehr die feinsinnige Inszenierung von Aron Stiehl. Denn der Intendant des Stadttheaters lässt auch den dritten Teil der Tetralogie ungemein verständlich, detail-, ideenreich und klug ablaufen. Er vermeidet irgendwelche politische oder aktualisierte Interpretationen und stellt bei seiner detaillierten Personenführung auch in sensiblen Gesten und Blicken die Emotionen und Beziehungen der Protagonisten in den Mittelpunkt. Und er bleibt immer ganz nahe an Text und Musik. Sehr berührend ist etwa die Szene, wenn Siegfried nach seinem Abschied nochmals zurückkommt und Brünnhilde ein kleines Blümchen überreicht. Sie wird dieses auch später in Erinnerung wehmütig in der Hand halten. Die Ausstattung von Okarina Peter und Timo Dentler knüpft an die bisherigen Teile an: Man sieht wieder die demolierte Eisenskulptur, die ramponierte Gondel und meist einen nüchternen Betonraum. Die Rheintöchter schwimmen in einem völlig vermüllten Rhein unter einer Betonbrücke. Die Drehbühne und ein sich senkender Zylinder sorgen für rasche Szenenwechsel. Etwas naiv wirkt Siegfrieds Route der Rheinfahrt als Videoprojektion auf einer altertümlichen Karte, die in Klagenfurt beim Lindwurm endet.

Dafür sorgt aber auch das gut hörbare und überwiegend textverständliche Sängerensemble: Katherine Broderick singt die Brünnhilde mit Präsenz und Kraft. Nach starkem Beginn hat sie auch für ihren großen Schlussgesang noch genügend Kraftreserven.Ihr Sopran schafft mühelos alle Spitzentöne.  Siegfried ist als ungestümer Naivling gezeichnet. James Kee bewältigt diese diffizile Partie mit allen Höhen und vielen Farben. Nur gegen Ende wirkt er stimmlich etwas müde. Eine Wucht ist der Hagen von Sami Luttinen, ein fieser Strippenzieher von ungeheurer Bühnenpräsenz, durchtriebener Bösartigkeit und stimmlich mächtiger Kraft. Sein Auftritt in der Proszeniumsloge macht regelrecht Angst und lässt das Publikum erschauern. Stefan Heidemann ist bei seinem Kurzauftritt ein böser, stimmlich passender Alberich. Clara Nadeshdin singt die elegant gewandete Gutrune und die dritte Norn fein differenziert und klangschön. Marian Pop fällt stimmlich vom Volumen etwas ab und ist als schwacher, zögerlicher Gunther gezeichnet. Veronika Dünser singt die Waltraute und erste Norn ganz wunderbar. Makellos sind auch die zweite Norn, die Rheintöchter sowie der Chor und Extrachor des Hauses (Einstudierung: Günter Wallner) zu hören.

Für den großen Erfolg sorgt aber auch das Kärntner Sinfonieorchester unter seinem Chefdirigenten Nicholas Milton. Hier wird mit teils breit gewählten Tempi, ein wunderbar farbig-differenzierten Klangteppich ausgerollt und mit kammermusikalischer Transparenz aber auch hochdramatischen, spannungsgeladenen Ausbrüchen musiziert und ein subtiler Stimmungszauber betrieben. Zum Ereignis geraten Siegfrieds Tod wie auch der breit zelebrierte, packende Trauermarsch sowie Brünnhildes Schlussgesang.

Stehende Ovationen!

Dr. Helmut Christian Mayer

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