Wirklich neu ist diese Konzeption ja wirklich nicht. Denn schon 2006 ließen Stefan Herheim Bizets „Carmen“ in Graz und 2016 Alvis HermanisVerdis „Il trovatore“ bei den Salzburger Festspielen in einer Gemäldegalerie spielen. Jetzt wählte Eva-Maria Höckmayr mit ihrer Ausstatterin Julia Rösler diese Idee für Antonín Dvoráks „Rusalka“, der heurigen Eröffnungspremiere am Stadttheater Klagenfurt. Die Galerie ist auf einer Drehbühne mit mehreren Räumen angesiedelt, die sich fast ständig dreht und auch über Blicköffnungen in andere Räume verfügt. Galeriebesucher spazieren immer wieder durch. Die Natur ist in diesem eher kühlen Ambiente völlig ausgesperrt und kommt nur auf den großformatigen Bildern vor, vor denen die Protagonisten auch ihre Sehnsüchte, etwa die unerfüllte Liebe der Nixe, ausleben. Neben einer Vermischung von Traum und Realität wird auch mit Hinweisen auf die Traumdeutung á la Sigmund Freud - das gleichnamige Buch erschien ungefähr zur gleichen Zeit wie Dvoarks populärste Oper 1901 in Prag uraufgeführt wurde - gearbeitet. So beliebig, märchen- und poesielos diese Konzeption einerseits ist, so intelligent, symbol- und ideenreich ist die eigentliche Personenführung, die viele Gefühle vermittelt und durchaus einen packenden Sog entstehen lässt.
Eine prächtige Visitenkarte gibt der neue 32-jährige Chefdirigent des Hauses Nicholas Carter, ein gebürtiger Australier, bei seinem Einstand ab: Denn seine Lesart atmet den Geist der Partitur mit subtil und reich aufgefächerten Feinheiten und Farben sowie starkem Tiefgang und lässt im Kärntner Sinfonieorchester große Gefühle verströmen. Zudem ist wunderbar ausbalanciert, wodurch die Sänger nie zugedeckt werden.
Und diese danken dies mit purem Schöngesang. Wiewohl in der Tiefe etwas breit und fast mulmig vermag die Südafrikanerin Pumeza Matshikiza als Rusalka in Mittellage und Höhe herrliche Töne gepaart mit tiefen Gefühlen zu produzieren. Robert Watson, einen Namen den man sich merken sollte, als Prinz verfügt über einen herrlich baritonal gefärbten kräftigen und höhensicheren Tenor. Martin Snell ist ein Wassermann mit balsamischer Weichheit. Intensiv und verführerisch wirkt Ursula Hesse von den Steinen, die bezeihnenderweise sowohl die Hexe wie auch die fremde Fürstin singt. Auch die vielen kleineren Partien und der Chor des Hauses (Einstudierung: Günter Wallner) singen fast ohne Makel. Großer Jubel!
18. September 2018 | Drucken
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