Klagenfurter Madrigalchor: Weichgezeichneter, inniger Wohlklang beim Brahms Requiem

Xl_helm-dermastia-stabentheiner-madrigalchor-kl-11-22-2 © Helmut Christian Mayer

„Seit Bachs h-Moll Messe und Beethovens Missa solemnis ist nichts geschrieben worden, was sich auf diesem Gebiet neben diesem Werk zu stellen vermag“, so hymnisch urteilte der gefürchtete und sonst so schwer zu begeisternde Wiener Kritiker Eduard Hanslick über das Werk. Und tatsächlich „Ein deutsches Requiem“ sollte der Durchbruch für Johannes Brahms werden, das Tor zum Ruhm aufstoßen und auch Robert Schumanns überschwängliche, frühe Prophezeiung über seinen baldigen Erfolg wahr werden lassen. 

„Selig sind, die da Leid tragen“: Ganz leise und verhalten erklang die Musik mit ihrer kreisenden Melodik, die Zeitlosigkeit von Trauer und Trost beschwörend. So faszinierend begann „Ein deutsches Requiem“ von Johannes Brahms im Klagenfurter Dom. Es war ein ambitioniertes Unternehmen seitens des Kärntner Madrigalchors Klagenfurt, dieses aufwändige und eindrucksvolle Werk aufzuführen. Gewählt wurde eine Fassung von Joachim Linckelmann für Kammerorchester und einen ungefähr 60 Sängerinnen und Sängern umfassenden Chor. Und man kann es durchaus als gelungen bezeichnen. Denn man hörte den Madrigalchor, der zu den ersten Chören Kärntens zählt, in einer reichen, klangschönen Palette von kaum hörbaren Pianissimi bis zu kraftvollen Fortissimi. Dabei erklang er homogen und abgesehen von so mancher Dominanz bei den Frauenstimmen zwischen den Stimmgruppen meist ausbalanciert.

Marie-Antoinette Stabentheiner sang den kurzen Sopranpart nicht immer ganz verständlich aber mit klaren und saubersten Tönen bis in höchste Höhen und ungemein gefühlvoll und innig. Weich, schön phrasierend und wortdeutlich erlebte man Matthias Helm mit seinem noblen Bassbariton. Die Leiterin des Madrigalchors, auch Organistin und Dommusikassistentin Melissa Dermastia wechselt ab Jänner als Domkapellmeisterin nach Graz und gab hiermit ihr Abschiedskonzert. Die junge Klagenfurterin, die auch den Chor einstudierte, am Pult konnte die Musikerinnen und Musiker der klein besetzten Sinfonietta Carinthia und die Sängerinnen und Sänger zu einem gewaltigen Reichtum an warmen Farben und sehr weichgezeichnetem Wohlklang animieren.

Heftiger Applaus und stehende Ovationen!

Dr. Helmut Christian Mayer

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