„Acerba voluttà… o vagabondo stella d’Oriente“: Bitter erklang der Liebesschmerz, innig aber auch die Bitte an den Stern des Orients, mit seinem Leuchten, den Geliebten wiederzubringen: Bereits ihre Auftrittsarie, jene der Principessa von Bouillon aus Francesco Cileas „Adriana Lecouvreur“ bescherte uns den ersten Höhepunkt von „Klassik unter Sternen“ im Stift Göttweig und demonstrierte dem Publikum eine Elina Garanca in Topform sowie eindrucksvoll ihren Fachwechsel ins „Hochdramatische“. Aber nicht nur dabei, sondern den gesamten Abend erklang vor der malerischen Kulisse des Benediktinerstiftes ihr kostbarer, dunkler Mezzosopran wunderbar samtig, dabei aber immer klar und funkelnd. Zudem vermochte der Star aus Lettland ihm eine reiche Palette an Farben und Schattierungen zu entlocken und mit ihren Freunden im ersten Teil mit Opernarien des „Verismo“ zu faszinieren.
Bereits zum elften Mal fand „Klassik unter Sternen“ im Stift statt. Auch das Wetter war, abgesehen von einigen Lüfterln, herrlich. Garanca, gefiel auch optisch zuerst in einer geschmackvollen, nachtblauen Abendrobe und nach der Pause wieder im obligaten Salondirndl.
Finales Highlight des ersten Teils war das sehr dramatisch angelegte, letale Schlussduett aus Bizet „Carmen“, gemeinsam mit dem US-Tenor Gregory Kunde, der schon zuvor mit seinem ausgesprochen schönen und höhensicheren Tenor mit „É lucevan le stelle“ aus Puccinis „Tosca“ die Sterne blitzen ließ.
Weiters hatte sich der Publikumsliebling aus Riga die italienische Sopranistin Anna Pirozzi, die in letzter Zeit eine steile Karriere hingelegt hat - zuletzt sang sie in der Arena di Verona Verdis „Aida“ sowie gemeinsam mit Gregory Kunde Puccinis „Turandot“ - eingeladen. Jetzt sang sie mit dem Tenor mit klaren Tönen und hoher Empfindsamkeit das Duett „O soave fanciulla“ aus Puccinis „La Bohème“ und allein die herrliche Arie „Ebben? Ne andrò lontano“ aus „La Wally“ von Alfredo Catalani.
Garancas Gatte Karel Mark Chichon am Pult des Wiener Volksopernorchesters begleitete sorgsam und gefühlvoll. Davor und dazwischen konnte das temperamentvoll und meist präzise spielende Orchester u.a. mit Ouvertüren aus Verdis „Luisa Miller“ sowie Bizets „Carmen“ und einigen Stücken der sogenannten „leichten“ Muse punkten.
Schließlich konnten sich die ca. 4.500 Fans, darunter viel Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Medien an einem von den dreien gemeinsam gesungenen und von Chichon bearbeiteten „lateinamerikanisches Medley“ ergötzen, bei welchem auch Hits wie „Maria“ und „Tonight“ aus Bernsteins „West Side Story“ nicht fehlen durften.
Die Zugaben „Dein ist mein ganzes Herz“ aus Lehárs „Land des Lächelns“ und das schon obligate „Ave Maria“ in der Version von William Gomez beschlossen den stimmungsvollen, bejubelten Abend wieder von Barbara Rett charmant moderiert.
Verkündet wurde auch ein neues, tolles Projekt, eine Mischung aus Gesangswettbewerb und Masterclass für junge Sängerinnen und Sänger aus Österreich: „Zukunftsstimmen“ heißt es, welches die Ausnahmesängerin gemeinsam mit ihrem Ehemann und einem Sponsor ins Leben gerufen hat. Dem Sieger winkt ein Auftritt mit Garanca bei „Klassik unter den Sternen“ am 3.7. 2019 hier in Göttweig.
Helmut Christian Mayer
08. Juli 2018 | Drucken
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