Valery Gergiev gehört schon zu den Stammgästen des Ljubljana Festival, bei dem er mehrfach zu erleben war. So auch diesen Sommer, der 69. Auflage des traditionsreichen Festivals, als mit „seinem“ Mariinsky Orchester aus St. Petersburg dieses am weitläufigen und malerischen Kongressplatz in der slowenischen Hauptstadt Laibach glanzvoll eröffnete.
Das Stück „Bela Krajna“, es ist der dritte Satz, ein Scherzo, aus der monumentalen Symphonie des slowenischen Komponisten Marjan Kozina, eröffnete den Abend. Es wurde kurz nach dem 2.Weltkrieg geschaffen und ist eine poesievolle und idealisierte Sicht eines Idylls inmitten des grauenvollen Krieges, welches der Tonschöpfer, er gilt als einer der bedeutendsten Komponisten im Bereich der Symphonie, selber erlebt hatte. Obwohl Kozina Traditionalist war und bekennender Spätromantiker findet sich in diesem Werk viel Originalität und eine einzigartige, mitreißende Vitalität. Es wurde von den Musikern effektvoll und rhythmisch pointiert interpretiert.
Richtig zünden konnte dann Hector Berlioz geniale „Symphonie fantastique“, für die damalige Zeit – sie entstand 1830 - unglaublich neu und der Zeit weit voraus: Besonders beeindruckend war, was Valery Gergiev bei den Musikern an Spannkraft aus den letzten beiden Sätzen der „Episoden aus dem Leben eines Künstlers“, in die viel Autobiographisches aber auch Literarisches eingeflossen ist, herausholen konnte: Bei immer wieder dramatisch zugespitzten Tempi wurde beim „Gang zum Richtplatz“ und beim „Hexensabbat“ flirrend, exzessiv, vital und spielfreudig musiziert. Dabei gefielen die zahlreichen, solistischen Einlagen in allen Instrumentengruppen. Am Ende war der Traum wie in einem Opiumrausch tatsächlich zum Albtraum geworden und mündete in den Jubel des Publikums!
Als Zugabe erklang dann noch Peter Iljitsch Tschaikowskys wunderbares „Pas de deux“ aus dem beliebten Ballett „Der Nussknacker“, das dann ins obligate, tatsächliche von der Laibacher Burg gezündete Feuerwerk mündete.
Dr. Helmut Christian Mayer
04. Juli 2021 | Drucken
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