Eine meist leergeräumte Bühne, wenige Versatzstücke, wie eine lange Tafel oder ein roter Kasten, die jeweils effektvoll unter einem großen Tuch vom Bühnenboden hervorkommen, rote riesige längliche Elemente, die von oben herunterhängen (Die Bühne stammt vom Kollektiv Numen), und Videoprojektionen, die die agierenden Personen von der Vorderbühne faszinierend mehrfach verdoppeln und verzerren: Der Gegensatz zur Opernproduktion von Marburg könnte nicht größer sein (siehe Bericht in opera-online). Denn bei der Eröffnungsproduktion von Jacques Offenbachs „Les Contes d’Hoffmann“ am Slovensko Narodno Gledalisce, dem Opernhaus in Ljubljana/Laibach setzt Regisseur Aleksandar Popovski auf moderne Nüchternheit, lässt aber mit seinen Lichtstimmungen, Projektionen und Auftritten über Logen und Parkett und phantasievollen Kostümen (Beate Borrmann) trotzdem eine poesie- und stimmungsvolle Traumwelt aufkommen. Lediglich im Antonia-Akt ist ihm nicht viel eingefallen und es dominiert Bewegungslosigkeit.
Viel Stimmung kommt auch aus dem Orchestergraben: Da wartet Simon Krecic, beim Orchester des Laibacher Opernhauses mit viel Gespür für Feinheiten Detailzeichnung und Spannung auf. Gewählt wurde hier bei dieser unvollendet gebliebenen einzigen Oper des französischen Komponisten eine, eigens zusammengestellte Fassung mit allen wichtigsten "Hits".
In der Titelrolle agiert wieder einmal der unverwüstliche Branko Robinsak, die tenorale Institution des Hauses, der damit sein 35-jähriges Bühnenjubiläum feiert, wofür er am Schluss auch vom Intendanten und Operndirektor geehrt wurde.Robinsak, der hier am Haus in allen nur erdenklichen großen Tenorpartien zu hören war, war nie ein großer Schauspieler und agiert auch diesmal sehr zurückhaltend, hat jedoch stimmlich alle Töne, vor allem in den Höhen parat. Dominante Erscheinung des Abends ist aber Peter Martincic als ungemein bühnenpräsenter, dämonischer Bösewicht mit dunklem, kraftstrotzenden Organ. Mit Norina Radovan ist Niklausse/Muse ideal besetzt. Nina Dominko ist eine koloraturensichere Olympi,. Rebeka Radovan eine füllig singende, sehr unvorteilhaft ausstaffierte Giulietta. Martina Zadro als Antonia verfügt über einen gut hörbaren aber etwas zu scharfen Sopran. Von den vielen kleineren, durchwegs gut besetzten Partien gefallen noch Andrej Debevec (Frantz, Chochenille, Pittichinaccio) und Dejan Maksimilijan Vrbancic als Spalanzani und Nathanael. Mirjam Kalin ist vibratoreich Antonias Mutter. Etwas abfallend und blass: Zoran Potocan als Krespel und Luther. Tadellos zu hören ist auch der bewegungsmäßig stark geforderte Chor des Laibacher Opernhauses. Faszinierend tanzt Neza Rus die Rolle der Stella und jeweils auch das Alter Ego der drei Geliebten von Hoffmann.
Viel Jubel!
Helmut Christian Mayer
13. Oktober 2018 | Drucken
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