Ljubljana: Brittens „War Requiem“ als packendes Zeugnis gegen den Krieg

Xl_war_requiem-dutoit-goerne-bostridge-lungu-laibach-2-25 © Helmut Christian Mayer

Leise, dunkel, abgründig: So beginnt das „War Requiem“, um dann aufwühlend in verschiedensten Stimmungen zu bildhafter Deutlichkeit zu wachsen und mit dem Gebet für den Frieden zu enden. Die monumentale Komposition wurde in Gedenken an den Bombenangriff von Nazi-Deutschland auf die britische Stadt Coventry 1940, etwa 100 Kilometer nördlich von London von Benjamin Britten komponiert und dort 1962 unter seiner Stabführung selbst in der neuerrichteten Kathedrale uraufgeführt. Jetzt konnte man, wegen des Krieges in Osteuropa aktueller denn je, das packende Zeugnis gegen jede Art von Krieg gleich zweimal zur Eröffnung des diesjährigen Winterfestivals in Ljubljana/Laibach im fast ausverkauften Cankar Center erleben.

Das riesig besetzte Weltkriegsoratorium, wo der lateinische Requiem-Text den Gedichten des englischen Kriegsdichter Wilfried Owen mit aufwühlender Darstellung der Schrecken von der Front, gegenübergestellt wird, wurde vom Dirigenten Charles Dutoit souverän und ausgewogen zusammengehalten. Ungemein differenziert, farbenreich und emotional aufgeladen musizierten die groß besetzte Slowenische Philharmonie und ein eigenes Kammerorchester aus ihren Reihen. Mit vielen Schattierungen und großer Homogenität sangen der riesige Chor der Slowenischen Philharmonie und der Staatschor Kaunas aus Litauen sowie keine Geringeren als die Wiener Sängerknaben seitlich am Balkon ihren heiklen Part. Exzellent waren auch alle Solisten mit klingenden Namen zu hören: Irina Lungu sang ihre exponierte Rolle mit klarem, höhensicherem Sopran, Ian Bostridge - ein ausgeprochener Britten-Spezialist - mit hellem Tenor in höchsten Höhen und Matthias Goerne mit weichem und dunkel gefärbtem Bariton.

Das Publikum war von dem rund neunzig Minuten dauernden Werk begeistert, es spendete frenetischen Applaus!

Dr. Helmut Christian Mayer

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