„E lucevan le stelle“: Die Sterne in Giacomo Puccinis „Tosca“ blitzten tatsächlich nicht nur stimmlich sondern auch als Projektionen im Hintergrund über der dunklen Silhouette von Rom mit der später aufgehenden Sonne, als Cavaradossi auf seine Hinrichtung wartend unter Tränen von der Welt und seiner Geliebten hinreißend Abschied nahm. Aber nicht nur bei der gleichnamigen Arie, an der kein Tenor vorbeikommt und die mit tosendem Applaus des Publikums bedacht wurde, begeisterte Jonathan Tetelman als Cavaradossi mit ganz großer Klasse: Mit wunderbaren Pianissimi, emotionsreich, aber auch strahlend, kraftvoll, und um keinen Spitzenton verlegen. Auch die extremen Höhen von „Vittoria, vittoria!“, den Freuden Rufen über den Sieg Napoleons bei der Schlacht von Marengo, schmetterte der 36-jährige, steil aufstrebende chilenisch-US amerikanische Tenor, der mittlerweile an allen bedeutenden Opernhäusern der Welt zu hören ist, kraftvoll und mühelos hinaus.
Aber auch sonst wartete man beim Ljubljana Festival im Cankar Center beim Gastspiel des Maribor/Marburger Opernhauses musikalisch (wie auch bei den kleineren Rollen und beim Chor) mit überwiegend respektabler Qualität auf: Željko Lučić war allerdings ein gemütlicher, weich singender Scarpia. Rebeka Lokar sang die Titelheldin mit viel Kraft und reichem Tremolo, was besonders bei ihrem Gebet „Vissi d’arte“ störend wirkte.
Dirigent Simon Krečič verstand es, im Orchester der Marburger Oper durchaus spannende Momente aber auch duftige Klangschönheit und durchhörbare Zartheit zu erzeugen. Manches hätte jedoch ausgereizter erklingen können.
Szenisch wurden die einzelnen Orte mit eindrucksvollen Projektionen illustriert, die teils an Elemente eines Horrorfilms erinnerten. Gespielt wurde in historisierten Kostümen. Die Personenführung von Regisseur Pier Francesco Maestrini selbst war konventionell und immer hart am Libretto und an der Musik.
Jubelnder Applaus!
Dr. Helmut Christian Mayer
30. Juni 2024 | Drucken
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