„Ich stieg in das Boot um mich über den Wörthersee fahren zu lassen. Beim ersten Ruderschlag fielen mir das Thema und der Rhythmus zur Einleitung ein. Und in vier Wochen war ich fix und fertig“: Dies schrieb Gustav Mahler in einem Brief an seine Frau Alma über seine 7. Symphonie. In den Sommermonaten 1904/05 schuf er in seinem „Komponierhäusl“ in Maiernigg am Wörthersee bei Klagenfurt/Kärnten das monumentale Werk. Nach der tragischen „Sechsten“ bezeichnete der Komponist es als „eine Rückkehr ins Leben, zur Freude am Werden und Sein“. Drei rasche, vorwärtsstrebende Sätze umschließen die zwei Nachtmusiken, weswegen das Werk bald mit dem Beinamen „Sinfonie der Nacht“ bezeichnet wurde.
Und es wurde ein großes Ereignis, wie Royal Concertgebouw Orchester Amsterdam in Bestform unter Iván Fischer beim Ljubljana Festival dieses kühne Gebilde, das die Tonalität bis an die Grenzen ausweitet, aufführten: Der feine, strahlende Klang der Streicher, das präzise Blech, das edle Holz des exquisiten Klangkörpers mit seinen fabelhaften Solisten in allen Instrumentengruppen faszinierte. Dem ungarischen Dirigenten gelang es dabei, beim rund 80-minütigen Mammutwerk mit ungemein präzisen und akzentuierten Gesten aus dem groß besetzten Klangkörper jene Leidenschaft, Dynamik, nie nachlassende Spannung und sangliche Überschwänglichkeit herauszuholen, wie man sie sich nur wünschen kann. Speziell der Mittelblock der beiden „Nachtmusiken“, die ein Scherzo einrahmen, geriet intensiv und spannungsgeladen.Im allzu pompös instrumentierten Rondo-Finale, das seinerzeit großes Befremden auslöste, klang in einer für Mahler ungewöhnlichen Weise durchgehend freudig und hell gestimmt, das fesselnd interpretierte Werk aus und provozierte großen Jubel im Cankar Center!
Dr. Helmut Christian Mayer
30. August 2023 | Drucken
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