„Mild und leise, wie er lächelt…“: Da sang sie doch tatsächlich erstmalig überhaupt, wie sie selbst erzählte, Isoldes Liebestod aus Wagners „Tristan und Isolde“ auf Deutsch, in einer Sprache um die Anna Netrebko sonst eher einen Bogen macht. Zwar nicht immer ganz verständlich aber sängerisch wunderbar erklang das herrliche Finale aus der Liebesoper schlechthin.
Aber auch sonst begeisterte die Diva assoluta beim Ljubljana Festival im Cankar Center, wo sie im Gegensatz zu manchen anderen Bühnen willkommener Gast ist, enorm: Eine unendliche Farbenpalette, eine reiche Dynamik von zartesten fast gehauchten, innigen Tönen bis zu hochemotionalen, stimmgewaltigen Entladungen waren zu hören, neben großartiger Phrasierungskunst ihres eleganten, samtigen Soprans. Und dies erlebte ein begeistertes Publikum bei einem reichhaltigen Programm bei Arien von Gaetano Donizetti („Anna Bolena“) oder Giacomo Puccini („Manon Lescaut“). Aus dieser Oper sang sie auch gemeinsam mit ihrem Gatten Yusif Eyvazov ein Duett sowie das Finale des 1. Aktes aus Peter Iljitsch Tschaikowskys „Pique Dame“, wo auch die an der Staatsoper Wien engagierte, slowenische Sängerin Monika Bohinec als Gräfin mitwirkte. Diese gefiel zudem mit einer Arie von Francesco Cilea („Adriana Lecouvreur“).
Mit seinem riesengroßen und höhensicheren Tenor, der in der Mittellage etwas gewöhnungsbedürftig klingt, beeindruckte Yusif Eyvazov mit Arien von Gaetano Donizetti („Lucia“), Giacomo Puccini („Manon Lescaut“) sowie Giuseppe Verdi („Maskenball“).
Das RTV Slovenjia Sinfonieorchester (das Rundfunkorchester) unter Michelangelo Mazza begleitete beide Sänger viel Freiraum zulassend, manchmal jedoch etwas zu laut. Zudem konnten die Musiker bei der Ouvertüre von Peter Iljitsch Tschaikowskys „Pique Dame“, der Farandole aus der „L’Arlésienne Suite Nr. 2“ von Georges Bizet, dem Intermezzo aus Giacomo Puccinis „Manon Lescaut“ ihr hohes Niveau ausspielen!
Es folgten noch drei umjubelte Zugaben, darunter „Granada“ und „Non ti scordar di me“.
Riesenapplaus nach jeder Nummer und zum Finale stehende Ovationen!
Dr. Helmut Christian Mayer
28. August 2022 | Drucken
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