Ljubljana Festival: Verdis „Il trovatore“ vom Teatro Maggio Musicale Fiorentino unter Zubin Metha

Xl_trovatore-laibach-7-24-3-darja_stravs_tisu © Darja Stravs Tisu

Einem Bonmot von Enrico Caruso zufolge wäre „Il trovatore“ („Der Troubadour“) ganz leicht zu besetzen, man bräuchte nur die vier besten Sänger der Welt. Vielleicht doch etwas sehr hoch gegriffen, aber unbestritten ist, dass die Partitur von Giuseppe Verdi enorme Anforderungen an die Hauptpartien stellt, für die es nicht leicht ist, adäquate Besetzungen zu finden. Beim Ljubljana Festival ist dieses Kunststück überwiegend gelungen, denn abgesehen von kleinen Einschränkungen spielen die Protagonisten durchaus in der sängerischen Oberliga mit.

Kraft und Zärtlichkeit, Schwung und Nachdenklichkeit, Schrecken und Freude, Liebe und Hass: Das sind die Themen des „Troubadour“. Und die Überfülle von Melodien aber auch die kunstvolle Anlage der dramatischen Szenen ließen dieses Meisterwerk ein unvergängliches Stück Oper werden.

Ursprünglich wollte der italienische Maestro die Figur der Azucena, in den Mittelpunkt stellen und die Oper nach ihr benennen: Bei diesem Gastspiel des Teatro Maggio Musicale Fiorentino dieses populären Werkes im Cankar Center in der slowenischen Hauptstadt wird Olesya Petrova dieser Funktion voll gerecht und füllt sie nicht nur mit ihrer Riesenstimme, sondern auch mit großer Bühnenpräsenz und glühender, gestalterischer und dämonischer Kraft aus.Ihr ebenbürtig ist Carolina López Moreno eine sehr innige, in den Koloraturen sehr flexibel singende Leonore. Matteo Desole ist der mit strahlender Höhe und schönem Timbre ausgestattete Titelheld Manrico. Bei seiner Parade-Arie der Stretta „De quella pira“ lässt er die Flammen besonders packend lodern. Leon Kim ist ein stimmgewaltiger Luna, dem es allerdings etwas an edler Stimmfärbung fehlt. Giorgi Manoshvilli singt den Ferrando sehr kultiviert. Auch die kleineren Partien sind gut besetzt. Der Chor des Teatro Maggio Musicale Fiorentino singt eindrucksvoll stimmgewaltig und begeistert mit dem berühmten „Zigeunerchor“.

Exzellent disponiert ist das Orchester des Teatro Maggio Musicale Fiorentino unter keinem Geringeren als Stardirigenten Zubin Metha, der bei jedem Auftritt mit stehenden Ovationen begrüßt wird, am Pult. Er lotet alle Facetten der Partitur aus. Da spürt man glutvolles Feuer und reiche Spannungen, aber auch feinsinnige und mitreißende Klänge, die sich im zweiten Teil noch feurig steigern. Auch die Tempowahl und die Balance ist vom Dirigenten klanglich delikat abgestimmt.

In einem meist grauen, überwiegend hässlichen Bühnenraum nur hin und wieder sieht man feine projizierte Farbtupfer, mit schäbigen Stühlen und Bänken sowie kaputten Stahlrohrbetten (Ausstattung: Luigi Perego) wird diese krude, schauerliche Geschichte von Kindsraub und Brudermord, Liebe, Eifersucht und Rache erzählt. Regisseur Cesare Lievi (die Einstudierung hier in Laibach besorgte Stefania Grazioli) hat diese mit kaum erkennbarer Personenführung, recht statisch und zu wenig auf die inneren Emotionen bedacht nehmend inszeniert. Alles wirkt eher unbestimmt. Immer wieder sieht man einige herumschleichende Erscheinungen, deren Funktion sich nicht immer erschließt. Von keiner besonderer Ästhetik sind auch die Kostüme.

Stehende Ovationen!

Dr. Helmut Christian Mayer

 

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