Ljubljana/Laibach: Nur musikalisch lodern glutvoll die Flammen bei Verdis „Il Trovatore“

Xl_trovatore-laibach-darjastravstisu-3-23-4 © Darja Stravs Tisu

Einem Bonmot von Enrico Caruso zufolge wäre „Il Trovatore“ ganz leicht zu besetzen, man bräuchte dafür nur die vier besten Sänger der Welt. Vielleicht doch etwas sehr hoch gegriffen, aber unbestritten ist, dass die Partitur von Giuseppe Verdi enorme Anforderungen an die Hauptpartien stellt, für die es nicht leicht ist, adäquate Besetzungen zu finden. Dem Laibacher Opernhaus ist dieses Kunststück bei der Neuproduktion dieses Meisterwerks überwiegend gelungen, denn die meisten Protagonisten spielen durchaus in der sängerischen Oberliga mit.

Ursprünglich wollte der italienische Maestro die Figur der Azucena, in den Mittelpunkt stellen und die Oper nach ihr benennen: Shay Bloch wird dieser Aufgabe hier am Opernhaus der slowenischen Hauptstadt voll gerecht und füllt sie nicht nur mit ihrer Riesenstimme, sondern auch mit großer Bühnenpräsenz sowie glühender, gestalterischer und dämonischer Kraft aus.Ihr ebenbürtig ist Leyla Martinucci als glockenreine, ungemein innige, in den Koloraturen sehr flexibel singende Leonore. Ivan Defabiani punktet als Titelheld Manrico mit strahlender Höhe und großem Volumen. Er sollte jedoch nicht überwiegend im Dauerforte singen, denn dadurch kommen ihm viele leise Töne und Feinheiten der Partie abhanden. Trefflich gelingt ihm die berühmten Stretta „Di quella pira“, worin er die Flammen des Scheiterhaufens besonders packend lodern lässt. Ivan Andres Arnšek ist ein leider unschön timbrierter Graf Luna, dem es an edler Stimmfärbung fehlt. Hingegen singt Saša Čano den Ferrando sehr kultiviert.

Sehr gut disponiert ist das Orchester der Laibacher Oper unter Roberto Gianola, der alle Fassetten der Partitur auslotet. Feinsinnige Klänge aber auch mitreißendes, glutvolles Feuer sind zu vernehmen. Auch die Tempowahl und die Balance ist vom Dirigenten klanglich delikat abgestimmt.

In einer Felsenlandschaft mit schwebenden Planeten und viel undifferenziertem, bunten Geflacker im Hintergrund (Bühne: Vasilija Fiser) wird diese krude, schauerliche Geschichte von Kindsraub und Brudermord, Liebe, Eifersucht und Rache erzählt. Allerdings lässt die Inszenierung von Yulia Roschina eine Personenführung kaum erkennen. Sie wirkt recht statisch, unbestimmt und es wird viel zu wenig auf die inneren Emotionen der Protagonisten Bedacht genommen. Die hochgefahrene Unterbühne wird vielfach für die meist unbeweglichen Auftritte des prägnant und homogen singenden Chores der Laibacher Oper, dem dadurch ein viel zu wenig starkes handlungsaktives Element zukommt,benützt.

Großer Jubel eines von der musikalischen Darbietung begeisterten Publikums im vollen Haus!

Dr. Helmut Christian Mayer

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