Maribor/Marburg: Puccinis „Manon Lescaut“ in naturalistischer, traditioneller Ästhetik

Xl_manon_lescaut-marburg-tiberiu_marta-5-23-1 © Tiberiu Marta

Es sind Bilder wie von alten Meistern, völlig naturalistisch und sehr ästhetisch: Eine romantische Landschaft mit einem glitzernden Fluss oder ein antiker Salon, ein düsterer Hafen mit einem Segelschiff und einem tosenden Meer - aber auch eine trostlose Steinwüste in Amerika, teils real, teil als Projektionen.  Dazu passend Kostüme der Rokoko-Zeit: So zeigt sich bei der letzten Produktion der heurigen Saison Giacomo Puccinis frühes Werk „Manon Lescaut“ am Opernhaus von Maribor/Marburg, der zweitgrößten Stadt von Slowenien (Bühne: Nicolas Boni - Kostüme: Luca Dall‘Alpi). In diesem doch recht museal anmutenden Ambiente zeigt der aus Florenz stammende Pier Francesco Maestrini eine detailreiche, lebendige, manchmal allerdings auch manieriert überzogene Regie, in der es ihm gelingt, die Geschichte der kleinen Manon, nach der meisterhaften Erzählung des Abbé Prevost, die auch Jules Massenet zu einer Opernvertonung inspiriert, sehr emotionsgeladen zu zeigen.

„Non voglio morir! – Ich will nicht sterben!“: Wenn die in Amerika erschöpfte, beinahe schon verdurstete Manon, diese Worte knapp vor ihrem Tod, begleitet von einem großen dramatischen orchestralen Ausbruch, unter Mobilisierung ihrer letzten Kräfte hinausschreit, bleibt kein Zuhörer unberührt, denn das Ensemblemitglied des Hauses Sabina Cvilak vermag der Titelheldin starke Gefühle mit großer Leidenschaft, aber auch Leichtfertigkeit und Koketterie zu verleihen. Mit strahlender Höhe, viel Schmelz und ohne Ermüdungserscheinungen der kräfteraubenden Partie kann der aus Brasilien stammende Tenor Max Jota als Renato Des Grieux beeindrucken.  Etwas zu derb und nicht immer intonationssicher singt Jaki Jurgec den Lescaut. Kraftvoll klingt der Geronte des Sebastijan Celofiga. Auch die vielen kleineren Rollen, insbesondere der gut singende Bogdan Stopar als Student Edmondo und der Chor des Marburger Opernhauses (Einstudierung: Zsuzsa Budvari Novak) gefallen.

Der rumänische Dirigent Gabriel Bebeselea am Pult des Orchesters der Marburger Oper schafft es, feine Stimmungsmalereien schillern zu lassen, viele Farben und einen emotional packenden Hochdruck zu erzeugen.

Viel Applaus!

Dr. Helmut Christian Mayer

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