Am 29.11.1924 ist der große Opernkomponist Giacomo Puccini verstorben. Und exakt 100 Jahre später, an seinem Todestag setzte das Opernhaus Maribor/Marburg, der zweitgrößten Stadt Sloweniens, eine Wiederaufnahme einer Produktion aus 2016 seiner letzten, unvollendet gebliebenen Oper „Turandot“ an.
Meist arrangierte, statische, ästhetische Bilder mit von unten in verschiedenen Farben beleuchteten Treppen, mit seitlich oft hin- und herfahrenden Elementen, die die verschiedenen Orte und Situationen beschreiben, sieht man bei dieser Jubiläumsreprise auf der Bühne. Zudem zeigt Regisseur und Bühnenbildner Filippo Tonon viel asiatische Ornamentik und ebensolche stilisierte, teils prächtige Kostüme. Seine Personenführung ist meist eher zurückhaltend und traditionell.
Musikalisch hat diese Produktion mit dem heute üblichen Schluss von Franco Alfano ungemein viel zu bieten: Schon während seines letzten, lang gehaltenen, hohen H ertönt lautes Bravogeschrei. Aber nicht nur mit dem Hit „Nessun dorma“ kann Max Jota als Calaf punkten, denn durchschlagskräftig ist sein Volumen, mühelos und sicher seine Höhe und das den ganzen Abend lang. Einzig beim Spiel neigt er zu überzogener Theatralik.
Dann hört man Nika Goric zwar als eine sehr leichtstimmige Liu, die sich jedoch steigern kann und immer mehr mit zarten, lyrischen und innig schattierten Tönen fasziniert. Der Timur des Valentin Pivovarov klingt kraftvoll und kernig. Das singen ein Ministertrio, jene Modernisierung der alten Figuren der “commedia dell’ arte” Ping (Darko Vidic), Pang (Dusan Topolovec) und Pong (Martin Susnik) wunderbar aufeinander abgestimmt. Tadellos auch Danilo Kostevsek als Kaiser. Unangenehm distonierend hingegen ist Jaki Jurgec als Mandarin zu hören.
Und die Titelheldin? Rebeka Lokar ist eine hochdramatische und stolze, kalte Prinzessin mit ihren tödlichen Rätseln. Sie verfügt über enorme Durchschlagskraft aber leider auch über ein extrem ausgeprägtes Vibrato im Forte. Stimmgewaltig aber nicht immer eines Sinnes singt der Chor des Opernhauses Maribor.
Am Pult: Simon Krecic, der beim Orchester der Oper Maribor/Marburg raffinierte Koloristik, feine aber auch eruptiv dynamische Schattierungen asreuzen kann.:
Das Publikum zeigt sich begeistert: Stehende Ovationen!
Dr. Helmut Christian Mayer
02. Dezember 2024 | Drucken
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