„O mio babbino caro“: Zum Schluss war sie absolut in ihrem Element, als sie diesen Schlager aus Giacomo Puccinis „Gianni Schicchi“ als Zugabe sang. Denn Michèle Crider war ein gefeierter Opernstar, die auf allen Bühnen weltweit zu erleben war, vor allem im italienischen Repertoire.
Heute widmet sie sich in erster Linie der Lehrtätigkeit am Salzburger Mozarteum. Jetzt konnte man die gebürtige US-Amerikanerin, die mit einem Kärntner verheiratet ist und auch hier wohnt, beim Auftaktkonzert des diesjährigen Gitarrenfestivals in der Stiftskirche in Millstatt hören. Hier sang sie allerdings keine Opernarien, sondern in ungewohnter Rolle erstmalig mit Gitarrenbegleitung Traditionals aus Katalonien und Chile, wie auch Lieder aus Spanien und Südamerika. Hier gefielen besonders „Siete Canciones populares espanolas“ von Manuel de Falla. Richtig wohl fühlte sie sich auch bei Spirituals, unter anderen bei „Mary, Did You Know?“, das sie gemeinsam mit ihrer jüngsten Tochter Melinda intonierte.
All dies erklang teils recht opernhaft, mit klarem, kraftvollem Sopran und Höhensicherheit. Mit großem Einfühlungsvermögen begleitete sie die Gründerin und Künstlerische Leiterin des heuer zum 15. Mal stattfindenden Festivals, das unter dem Titel „La Guitarra esencial“ firmiert und dieses Jahr auf das Motto „The Power of Wo:men“ setzt, der in Spittal geborenen, exzellenten Gitarristin Julia Malischnig. Sie glänzte auch mit größter Virtuosität bei „La Muerte del Angel“ von Astor Piazzolla und einer empfindsamen, wunderbaren Eigenkomposition „Peace for Kiew“, den Opfern des Ukraine Krieges gewidmet.
Große Begeisterung und stehende Ovationen im Publikum mit viel Prominenz, darunter Landeshauptmann Peter Kaiser, der nach Grußworten das Festival eröffnete.
Dr. Helmut Christian Mayer
05. August 2022 | Drucken
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