Gleich zwei runde Geburtstage gilt es heuer zu feiern: den 200. Geburtstag von Anton Bruckner und den 150. von Arnold Schönberg. Grund genug, diesen beiden österreichischen Komponisten das Abschlusskonzert der diesjährigen Musikwochen Millstatt in Kärnten in der Stiftskirche unter dem Motto „Jubiläumsklänge“ zu widmen.
„An das Meiste kann ich mich nicht erinnern – ich muss lange bewusstlos gewesen sein!“, mit diesen Worten stellte Nikolaus Lessky als prägnanter Sprecher das Chor- Orchesterwerk „Ein Überlebender aus Warschau“von Arnold Schönberg, eine Zwölfton-Komposition, gleich am Anfang vor. Und das kurze politische Manifest, das vom Aufstand im jüdischen Ghetto handelt, erklang bei der Jungen Philharmonie Wien, ein seit über 25 Jahren professionell auftretendes, gesamtösterreichisches Jugendorchester talentierter Musikerinnen und Musiker im Alter von 17 bis 27 Jahren,unter dem Dirigenten Michael Lessky eindringlich und erschütternd, vor allem wenn wie aus einer anderen Welt das altjüdische Glaubensbekenntnis vom Männerchor des Coro del Friuli Venezia Giulia angestimmt wurde. Dann folgte noch Schönbergs „Friede auf Erden“ in einer Instrumentalfassung, das noch seiner spätromantischen Phase zuzurechnen ist.
„Te Deum laudamus (Gott, dich loben wir)“: Es waren faszinierende Töne von machtvoller Kraft aber auch großer Klarheit und geistlicher Verinnerlichung, die emporstiegen und die Stiftskirche ausfüllten. Unter dem umsichtigen Dirigenten sang der „Ambidravi Vokal“ Chor (Einstudierung: Nataliya Lukina) aus Spittal/Drau intonationssicher und homogen. Gemeinsam mit dem meist eines Sinnes musizierenden Orchester erlebte man beim monumentalen „Te Deum“ von Anton Bruckner ein wohlklingendes Klangbad. Beim Solistenquartett gefiel besonders der wunderbare Tenor von Gernot Heinrich, aber auch Daria Kalinina (Sopran), Marlen Bieber (Alt) und Günter Haumer (Bass) sangen untadelig.
Dazwischen flitzten mit kaum mehr wahrnehmbarer Geschwindigkeit die Hände von Bianca Calinescu über die Tasten: Größte Virtuosität, sichere Anschläge, perlende Läufe gepaart mit hoher Musikalität, nur teils mit etwas zu dominanter Lautstärke zeichnen das Klavierspiel der gebürtigen Rumänin: Mit Peter Iljitsch Tschaikowskis beliebtem 1. Klavierkonzert in b-Moll - hier fehlte es beim Orchester etwas an Feinschliff, dafür konnten man mit vielen Farben punkten - begeisterte sie das Publikum in der Millstätter Stiftskirche beim Abschlusskonzert der heurigen Musikwochen und bedankte sich für den Jubel mit einer Etüde von Fréderic Chopin.
Standing Ovations zum Finale für die heuer sehr gelungenen Musikwochen Millstatt.
Dr. Helmut Christian Mayer
30. September 2024 | Drucken
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