Neben dem König und dem gesamten restlichen Hofes sollen rund 1.300 Menschen der umjubelten Uraufführung von Georg Friedrich Händels „Alexanders Fest“ 1736 im Londoner Covent Garden Theatre unter Leitung des Komponisten beigewohnt haben. Und gleich danach zählte das Oratorium gemeinsam mit dem „Messias“ zu den beliebtesten Werken Händels im 18. Jahrhundert. Es basiert auf der Ode „Alexander’s Feast or the Power of Music“ von John Dryden und ist eine Huldigung auf die Schutzpatronin der Musik, der Heiligen Cäcilia. Dryden besingt darin ein Fest, das Alexander der Große nach seinem Sieg 330 v. Chr. in der eroberten Stadt Persepolis gab.Händel lässt uns erleben, wie der Weltgeschichte renommiertester Feldherr von der noch mächtigeren Musik durch alle Höhen und Niederungen menschlicher Leidenschaften getrieben wird.
Jetzt konnte man das Gott bejubelnde Glanzstück bei den Musikwochen Millstatt in englischer Originalfassung erleben. Insgesamt 9 Chorpartien und Arien, die oft sogar direkt miteinander verknüpft sind, sind zu erleben. In der Gestalt des Sängers Timotheus wird aber vor allem die Macht der Musik beschworen, gegensätzliche Gefühle zu erregen. In fünf Gesängen entfacht Timotheus Lobpreis, Freude, Mitleid (Tod des Perserkönigs), Liebe und Rache (Zerstörung Persepolis). Den Höhepunkt bildet eine chorische Quadrupelfuge, das musikalisch Kunstfertigste überhaupt.Und die Heilige Cäcilia überhöht schließlich das antik-heidnische Geschehen, von Händel ausgedrückt in plastisch-kunstvoller Polyphonie.
Exzellent war das Solistentrio mit der glockenreinen, koloratursicheren und innigen Miriam Kutrowatz (Sopran), dem weich timbrierten Johannes Bamberger (Tenor) und dem profunden Matthias Helm (Bass). Nur mit kleinsten Intonationstrübungen, hervorgerufen durch die historischen Instrumente, aber immer sehr vital, akzentreich und mit schlankem Klang musizierte das Originalklangorchester Barucco unter seinem sehr agilen Chef Heinz Ferlesch, einem ausgewiesenen Spezialisten für Alte Musik, die eingängige Melodik und prägnante Motivik. Homogen und klangschön sang der Chor Ad Libitum. Gekonnt wechselten farbige und abwechslungsreiche pastorale Stimmungen mit expressiven Klagen und überschwänglichem Jubel!
Stehende Ovationen!
Dr. Helmut Christian Mayer
01. September 2022 | Drucken
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