„Roma aeterna“: Ihrer ewigen Heimatstadt widmet Cecilia Bartoli das diesjährige Programm der Salzburger Pfingstfestspiele. Deshalb war es naheliegend Wolfgang Amadeus Mozarts letzte Oper „La Clemenza di Tito“ über den römischen Kaiser Tito Vespasiano ins Programm zu nehmen. Da das Spätwerk ohnedies als szenisch schwer belebbar gilt, wird auch deshalb nur eine konzertante Version im Haus für Mozart realisiert. Diese Aufführung ist eingebettet in Projektionen von verschiedenen Bühnenbildentwürfen des italienischen Bühnenbildners, Architekten und Malers Alessandro Sanquirico (1777-1849). Die kolorierten Lithographien zeigen großteils Szenen aus seinen Bühnenbildern zur „Tito“-Inszenierung für die Mailänder Scala 1818. Damit wird ein passender ästhetischer Rahmen für die konzertante Aufführung geschaffen.
Und die Intendantin der Festspiele zu Pfingsten, die wie immer eine gewaltige Kondition zeigt und ein immenses Auftrittspensum zu bewältigen hat – in drei Tagen ist sie in Hauptrollen von allein vier Produktionen zu erleben - singt natürlich mit. Sie verkörpert den Sesto, es ist trotz ihrer bereits langen Bühnenpräsenz sogar ein Rollendebüt. Aber sie singt ihn nicht nur ausdrucksstark und nuancenreich, sondern sie gestaltet ihn mit ihrem Charisma. Die Zerrissenheit dieser Figur wird in jeder Phase intensiv spürbar. Von der Präsenz her kann Anna Prohaska da nicht ganz mithalten. Für die Rolle der Vitellia fehlt es ihr noch an Dramatik, wiewohl sie mit ihrem schönen, blühenden Sopran trotzdem fasziniert. Mélissa Petit, die gerade erst als Bellezza im Händel Oratorium „Il trionfo del Tempo e del Disinganno“ begeisterte, gibt eine wunderbare Servilia mit leichten Höhen. Charles Workman ist ein intensiver Titelheld mit der ihm eigenen Stimmfärbung. Anfänglich klingt er etwas scharf. Lea Desandre ist ein bubenhafter und ausgesprochen schönstimmiger Annio, Peter Kálmán ein markanter Publio. Der Salzburger Bachchor, dessen Einstudierung der Dirigent der Aufführung gleich selbst besorgte, fällt mit seinem Wohlklang und seiner ungemeinen Homogenität auf.
Gianluca Capuano lässt beim meist intonationssicheren Originalklangensemble Les Musiciens Prince-Monaco, dasBartoli mit dem Dirigenten 2016 mit vielen der besten Musikern für Alte Musik gegründet hat, reich an Nuancen und Farben spielen. Mit teils zugespitzten Tempi reicht die große Palette von aufgeraut, stark akzentuiert bis hin zu einer ausgesprochen beklemmenden Intensität. Aber es darf dann auch liebevoll sanft musiziert werden.
Dem Publikum hat es uneingeschränkt gefallen, es spendet zum Finale tosenden Applaus und letztlich stehende Ovationen!
Dr. Helmut Christian Mayer
24. Mai 2021 | Drucken
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