Die Millstätter Stiftskirche war übervoll. Was ja auch kein Wunder war, denn die Musikwochen Millstatt, in Kärnten, dem südlichsten Bundesland Österreichs, die wie jedes Jahr ein höchst attraktives und qualitätsvolles Programm bieten, haben mit Piotr Beczala einen Weltklassetenor engagiert. Und der aus Polen stammende, weltweit auftretende Tenorissimo, der gerade eben von Opus Klassik zum „Sänger des Jahres 2021“ gekürt wurde, war in Topform und in bester Laune. Geboten wurde ein bunter Abend mit Liedern von Richard Strauss, wie etwa das einnehmende „Cäcilie“, einem Block mit Franz Lehár-Hits wie „Immer nur lächeln“ oder „Dein ist mein ganzes Herz“ wie auch „Freunde, das Leben ist lebenswert“ u.v.m. aus verschiedenen, seiner Operetten. Schließlich konnte man sich noch an bekannten italienischen Arien-Schmankerln delektieren. Dabei durften „Come un bel dì di maggio“ aus Umberto Giordanos „Andrea Chénier“ und vor allem aus Giacomo Puccinis „Tosca“ die Ohrwürmer wie „Recondita armonia“ und „E lucevan le stelle“ nicht fehlen.
All dies klang beim sympathischen Sänger völlig natürlich, authentisch, leicht und mühelos. Sein Stimmumfang ist eindrucksvoll, seine warme, satte Tiefe betörend, seine strahlende Höhe makellos. Wunderbare Lyrismen, herrliche Legatokultur,edles Timbre, weicher Schmelz und eine intensive Interpretation jedes einzelnen Stücks sind seine weiteren Stärken. Und exemplarisch ist seine Wortdeutlichkeit, denn man verstand jedes Wort.
Und wieder wusste der großartige Helmut Deutsch, einer der besten Liedbegleiter, einfühlsam und kongenial am Klavier zu begleiten.
Grenzenloser Jubel und stehende Ovationen, für die sich der Ausnahmesänger mit einer Arie aus Giuseppe Verdis „Luisa Miller“ sowie dem Lieblingslied seiner im Publikum sitzenden Frau „Still ist die Nacht“ von Carl Bohm, als Zugaben bedankte.
Dr. Helmut Christian Mayer
30. August 2021 | Drucken
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