Puccinis "Turandot" in Triest: Prächtige Stimmen in nüchternem Ambiente

Xl_turandot-triest-parenzan-5-23-2 © Parenzan

 

Viele Bravi und langanhaltender Applaus ertönen nach dem Hit „Nessun dorma“: Und das zu Recht, denn der französische Tenor Amadi Lagha singt den Calaf schmelzig, durchschlagskräftig, mühelos und höhensicher. Auch sonst hat die letzte Produktion der heurigen Saison am Teatro Verdi in Triest mit Giacomo Puccinis letzter Oper „Turandot“ musikalisch ungemein viel zu bieten: Da singt Kristina Kolar hochdramatisch und packend die stolze, kalte Prinzessin mit ihren tödlichen Rätseln. Da hört man bei Ilona Revolskaya als Liu ungemein zarte und innig schattierte Töne. Das singen ein Ministertrio, jene Modernisierung der alten Figuren der “commedia dell’ arte” Ping (Nicolo Ceriani), Pang (Saverio Pugliese), Pong (Enrico Iviglia), mit leichten Abstrichen Timur (Marco Spotti) ein Mandarin (Italo Proferisce), der Kaiser Altoum (Gianluca Sorrentino) und der nur selten schleppende Chor des Teatro Verdi Trieste (Einstudierung: Paolo Longo) nahezu tadellos.

Am Pult steht der Spanier Jordi Bernàcer: Unter seinem entfesselnden und fast alle Einsätze gebenden Dirigat ist der Klang des Orchesters des Teatro Verdi prachtvoll, die Koloristik raffiniert und viele feine, aber auch eruptiv dynamische Schattierungen werden ausgereizt.

Einfache, bewegliche, mehrstöckige Holzgestelle mit vielen Treppen und Eisengittern, hinter denen das Volk teils ausharren muss, sich verändernde Projektionen, teils abstrakt, teils von Landschaften zur Handlung passend im Hintergrund:  In diesem nüchternen Ambiente (Bühne: Paolo Vitale) und in meist bloßen Arrangements der Personen lässt Davide Garattini Raimondi den Plot ablaufen. In farblicher Symbolik sind die Kostüme(Danilo Coppola) angelegt: Das unterdrückte Volk in Schwarz, die Prinzessin samt Entourage und ihre Wächter mit leuchtenden Schwertern in Weiß. Diese futuristisch bizarren Kostüme wecken Erinnerungen an die „Star Wars“ Filme. Und der italienische Regisseur lässt jene Prinzessin, die von Turandot in ihrer großen Arie „In questa reggia“ beklagt wird, die vor tausenden Jahren in diesem Palast von einem Tartarenkönig vergewaltigt und ermordet wurde, immer wieder in Erscheinung treten.

Die Oper lässt man nach dem Tod der Lìu –bekanntlich ist ja Verdi nach Vollendung dieser Szene gestorben - ohne den heute üblichen Schluss von Franco Alfano enden.

Viel Applaus und einige Buhs für inszenatorische Leading Team.

Dr. Helmut Christian Mayer

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