Rossinis „Il barbiere di Siviglia“ am Salzburg Landestheater: Witzig und spritzig

Xl_barbier-salzburg-tobias_witzgall-10-23-1 © Tobias Witzgall

Es ist unschwer zu erkennen, dass die Oper in die Nähe der Commedia dell’arte gerückt ist. Das verraten nicht nur einige Kostümdetails, sondern auch das Tempo und ein gewisser scheinbar lockerer Hang zu kleineren, improvisatorischen Freiheiten. Darauf setzt der bekannte Schauspieler Gregor Bloéb in seiner zweiten Arbeit als Opernregisseur. Aber nur scheinbar, denn trotz der Lockerheit des gleichsam aus der momentanen Laune geborenen Spiels läuft alles ab wie am Schnürchen, auf die Musik minutiös abgestimmt und bis auf die kleinsten Gesten geprobt. Ungemein detailverliebt und witzig ist seine Inszenierung in der Eröffnungsproduktion am Salzburger Landestheater von „Il barbiere di Siviglia“ von Gioacchino Rossini. Leider entbehrt die Ausstattung von Laura Malmberg und Paul Sturminger mit den nüchternen, plastikartigen modernen Kulissenelementen wie aus einem billigen Baumarkt auch mit einigen Treppchen und Türchen, jeglicher Ästhetik und Charme.

Für viel Schwung und Spaß sorgt einextrem spielfreudiges Ensemble. „Una voce poco fa“: Nicht nur mit ihrer Parade-Kavatine, vermag allen voran die junge Katie Coventry mit einem kessen, transparenten langen Rock bekleidet ein wahres Feuerwerk an perfekten Koloraturen zu zünden. Ihre Rosina singt sie mit wunderbarer Flexibilität und tiefem Ausdruck. George Humphreys ist darstellerisch ein sehr buffonesker und präsenter Figaro. Stimmlich singt er die Rolle recht kraftvoll aber teils etwas zu derb. Theodore Browne hört man hingegen als einen sehr feinsinnigen, höhensicheren Almaviva, besonders ergreifend bei den Lyrismen. Daniele Macciantelli ist ein stimmgewaltiger und witziger Bartolo. Mit mächtigem, weichem Bass und starker Präsenz vernimmt man Martin Summer als Basilio. Tadellos singen Hazel McBain (Berta) und Phillipp Schöllhorn (Fiorillo). Homogen und spielfreudig agiert auch der Männerchor des Salzburger Landestheaters.

Der neue Erste Kapellmeister Carlo Benedetto Cimento hat eine flotte und ausgereizte, teils ziemlich zugespitzte Lesart der genialen Partitur, die vom Mozarteumorchester Salzburg spritzig und federnd musiziert wird. Man merkt, dass der junge Dirigent aus Bologna intensiv mit den Sängern probiert und gearbeitet hat.

Viel Applaus und viele Lacher im Publikum!

Dr.Helmut Christian Mayer

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