Salzburg - Die Wiener Philharmoniker unter Andris Nelsons mit Intensität und Subtilität des Gefühlsausdrucks

Xl_wiener-nelsons-karg_-_c_marco-borrelli-salzburg-8-23-2 © Marco Borelli

„Ein Vogerl auf dem Zwetschgenbaum“: Nicht nur diese Kärntner Volksweise hat Alban Berg in seinem einzigen Violinkonzert, das er in seinem Waldhaus in Auen am Wörthersee komponiert hat, zitiert, sondern es ist auch sonst reich an Zitaten, etwa mit Bachs Sterbechoral. Gewidmet ist seine letzte geschlossene Komposition (1936) „Dem Andenken eines Engels“, der 19-jährig an Kinderlähmung gestorbenen Manon, Tochter Alma Mahlers aus ihrer Ehe mit Walter Gropius.

Der 39-jährige Augustin Hadelich wusste jetzt bei den Salzburger Festspielen die Transparenz, die Wärme und Intensität des Gefühlsausdrucks wie auch die hohen technischen Anforderungen im Großen Festspielhaus mit Bravour zu bewältigen. Für den tosenden Applaus bedankte er sich mit dem sanft musizierten Andante aus Bachs 2. Sonate.

Die Wiener Philharmoniker unter Andris Nelsons erzeugten dabei ein fein gesponnenes, vielfach abgestuftes Spinnengewebe und stand ihm in Emotion und Präzision in nichts nach.

Aufreizend naiv und volksliedhaft ist die musikalische Bilderwelt der in Maiernigg am Wörthersee fertig gestellten 4. Symphonie: Denn eine malerische Villa direkt am See samt einem Komponierhäuschen waren für mehrere Jahre ja bekanntlich das Sommerdomizil von Gustav Mahler. Jetzt wurde sie subtil und weidlich ausgekostet: Fabelhaft waren die solistischen Einlagen in allen Instrumentengruppen, wobei der Konzertmeister Rainer Honeck mit seinen Violinsoli besonders gefiel. Es wurde reich an Klangfarben, vor allem im wunderbar ruhevollen, aber auch leidenschaftlichen Adagio, einem der eindrucksvollsten, langsamen Sätze Mahlers, musiziert. Packend war, wie sich hier zum Schluss die lange aufgebaute Spannung in einem Aufschrei mit rauschenden Streicher- und Harfenklängen entlud.

Nur manchmal etwas zu zart und leider nicht immer textverständlich sang Christiane Karg subtil und mit schöngefärbtem Sopran „Das himmlische Leben“, jenes kindliches Lied „Aus des Knaben Wunderhorn“ im vierten Satz.

Riesenjubel!

Dr. Helmut Christian Mayer

 

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