Salzburg: Ein hochemotionales Preisträgerkonzert mit einer blutjungen Geigerin

Xl_duenas-yoon-rso_wien-c-marco_borrelli-salzburg-8-24-1 © Marco Borelli

Grelle, hohe Töne standen gleich zu Beginn im Kontrast zu tiefem, dunklem Blech. „Grium“ so heißt das abwechslungsreiche Stück. Es ist ein koreanisches Wort, das so viel wie Sehnsucht heißt. Auch die Klangfarben der Instrumente und ein reiches Perkussionsinstrumentarium wurden darin ausgereizt und sollten den Werdegang des Komponisten beschreiben. Dieser heißt Hankyeol Yoon, er ist auch Dirigent und er gewann 2023 den Karajan Young Conductors Award (YCA). Jetzt durfte er am Pult des hochambitionierten und konzentriert musizierenden ORF Radiosymphonie-OrchestersWiensein Werk bei den Salzburger Festspielenin der ausverkauften Felsenreitschuleim Rahmen des Preisträgerkonzertes selbst uraufführen.

Vielfach preisausgezeichnet ist auch Maria Duenas. Und obwohl erst zarte 22 Jahre alt, tritt die aus Spanien stammende Geigerin bereits weltweit mit renommierten Orchestern und Dirigenten auf:  Von hoher sinnlicher Emotion und exemplarischer Reinheit war ihr edler Ton ihres feinen Instruments. Sie muszierte mit feinsten Pianissimi, nur manchmal in Relation zum Orchester doch etwas zu zart und sie wurde etwas zugedeckt bzw war sie schwer hörbar. Auch technisch hochvirtuos war ihr Spiel, als sie das 1. Violinkonzert von Max Bruch, das zum Quartett der vier beliebtesten Konzerte des 19. Jahrhunderts zählt, zum Besten gab. Besonders das Adagio, einer der berühmtesten langsamen Sätze der romantischen Konzertliteratur überhaupt, geriet zum Ereignis. Ihren bejubelten Auftritt krönte sie noch mit einer Zugabe.

Meist einfühlsam begleitet wurde sie dabei vom Orchester unter der dem ganzen Abend sehr energischen und exkaken Stabführung des südkoreanischen Dirigenten.

Bei der „Pathétique“, so der Beiname der 6. Symphonie von Peter Ilitsch Tschaikowski, den ihr sein Bruder Modest verlieh, wurden die tiefste Verzweiflung und all der Weltschmerz des Komponisten, der wenige Tage nach der Uraufführung verstarb, spürbar. Alle emotionalen Klimazonen wurden durchfegt. Aufwühlende, große dynamische Spannungsbögen aufgebaut, Lyrismen ausgekostet, wobei ausbalanciert und präzise musiziert wurde. Riesiger Jubel!

Dr. Helmut Christian Mayer

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