„Ich bin tief bewegt und danke Cecilia für dieses schönste Geburtstagsgeschenk“: Ein sichtlich gerührter Daniel Barenboim ließ es sich nach der Pause nicht nehmen, auf der Bühne zu erscheinen und wurde dabei mit spontanen stehenden Ovationen bedacht. Seit unglaublichen sieben Jahrzehnten - seit 1952 bei den Salzburger Festspielen – fasziniert er die Musikwelt als Pianist und Dirigent. Dann ließ er es sich zur Überraschung des Publikums und ohne Ankündigung im Programm nicht nehmen, selbst den zweiten Teil des Abends souverän zu dirigieren. Dabei begleitete er die sehr energisch musizierende Marta Argerich beim einzigen Klavierkonzert von Robert Schumann am Pult des den ganzen Abend sehr feinsinnig und nuancenreich spielenden Orchestra di Maggio Musicale Fiorentino. Und er ließ es sich auch nicht nehmen, selbst in die Tasten zu greifen und beim Rezitativ und Rondo „Ch’io mi scordi di te? – Non temer, amato bene“ für Sopran, Klavier und Orchester von Wolfgang Amadeus Mozart den Klavierpart zu spielen. Diese und die Arie des Sesto Parto, ma tu ben mio“ aus Mozarts „La clemenza di Tito“ veredelte Cecilia Bartoli, die künstlerische Leiterin der Pfingstfestspiele, mit ihrem Luxusorgan.
Der Starfaktor war überhaupt sehr groß! Viele der Freunde und Weggefährten wirkten bei diesem Galakonzert zu Ehren des 80. Geburtstag von Daniel Barenboim zum Abschluss der diesjährigen Pfingstfestivals der Salzburger Festspiele mit. Sie verzichteten bei diesem Benefizkonzert zugunsten der Daniel Barenboim Stiftung auf ihre Gagen. Und es wirkten viele Künstler mit, die schon Legenden geworden sind: So dirigierte kein Geringerer als Zubin Mehta den ersten Teil und nach einer zündenden Leonoren-Ouvertüre Nr. 3 von Ludwig van Beethoven spielte Lang Lang dessen 3. Klavierkonzert mit ausgereizter Dynamik und vielen Akzenten. Einfühlsam sang Rolando Villazón die Arie des Lenski „Kuda-Kuda“ aus Peter Iljitsch Tschaikowskis „Eugen Onegin“. In der Arie der Cio-Cio-San „Un bel di, vedremo“ aus Giacomo Puccinis „Madama Butterfly” glänzte Sonya Yoncheva mit ihrem wunderbaren, gefühlreichen Sopran. „Nemico della patria“: Die Arie des Gerard aus Umberto Giordanos „Andrea Chénièr“ intonierte kein Geringerer als Plácido Domingo mit großer Bühnenpräsenz.
Das Publikum im übervollen Großen Festspielhaus – es waren sogar seitlich noch zusätzliche Sesselreihen aufgestellt - war nicht auf den Sitzen zu halten, es spendete stehende Ovationen teils vor und nach jedem Auftritt und als Argerich und Barenboim als Zugabe noch vierhändig spielten, kannte die Begeisterung keine Grenzen mehr. Ein würdiger, erfolgreicher Abschluss der mit unglaublichen 98 Prozenten ausgelasteten Pfingstfestspielen 2023.
Dr. Helmut Christian Mayer
02. Juni 2023 | Drucken
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