Salzburg: Wiener Philharmoniker unter Lahav Shani - Innigkeit und ein pochendes Schicksal

Xl_wiener-philharmoniker-shani-mutter-barenboim-c_wolfgang-lienbacher-mozartwoche-salzburg-1-24-1 © Wolfgang Lienbacher

Sich im Rhythmus der Musik wiegend, sich in trauter Zweisamkeit vereinend, vor allem im wunderbaren Andante mit noch größerer Innigkeit, oder auch widersprechend, mit wunderbarer Tonreinheit und enorm hohen technischen Standards: So wurde man vom Spiel von Anne-Sophie Mutter (Violine) und Michael Barenboim (Viola) bei der Sinfonia concertante für Violine, Viola und Orchester KV 364 von Wolfgang Amadeus Mozart beglückt. Fasziniert von der „Mannheimer Schule“, die einen neuen, beispielgebenden Musikstil für die Wiener Klassik und die spätere Romantik entwickelte aber auch von der Qualität der dort gegründeten, legendären Hofkapelle, das erste Orchester modernen Stils, wurde Mozart bei einem Besuch in Mannheim dazu inspiriert.

Begleitet wurden die beiden im ausverkauften Großen Festspielhaus bei der Mozartwoche von den Wiener Philharmonikern: Einfühlsam aber auch wie ein frischer Wind fegten sie unter der Leitung von Lahav Shani mit geballter Lebensfreude durch den Saal.

Es sind wahrscheinlich wohl die berühmtesten und prägnantesten vier Anfangstönen in der Musikliteratur überhaupt, die Ludwig van Beethoven selbst mit „So pocht das Schicksal an die Pforte“ kommentiert haben soll. Deshalb wurde dem Stück auch der Beiname „Schicksalssinfonie“ verpasst. Heute zählt seine „Fünfte“ zu einem der populärsten Werke der klassischen Musik überhaupt. Zusammen mit seiner 3. und 9. Symphonie hat sie das sinfonische Schaffen von Schubert, Brahms, Tschaikowski, Bruckner bis hin zu Mahler beeinflusst. Sie entstand in einer schweren Lebensphase des Komponisten und wird als Vertonung des ewigen menschlichen Schicksalskampfes gedeutet, als Erzählung von Leid und Erlösung. Der aufgeladene Kopfsatz wird von dem energiegeladenen Dirigenten sehr differenziert, fein ausgewogen, mit teils zugespitzten Tempi und immer mit großer Innenspannung wiedergegeben.

Hätte Beethoven in der heutigen Zeit gelebt, wäre er allein durch die Tantiemen reich geworden: für Handyklingeltöne, musikalische Bearbeitungen aller Stilrichtungen oder Abdrucke seiner Noten auf Taschen, Tassen und Regenschirmen. Ganz zu schweigen von den Verwertungseinnahmen für die Aufführungen seiner Werke.

In beiden Fällen: Jubel und stehende Ovationen!

Dr. Helmut Christian Mayer

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