Mit wuchtiger motorischer Aggressivität startete das tiefe Blech, kraftvoll setzten dann die Streicher ein, um den populären, effektvollen, vielfach von der Werbung missbrauchten „Tanz der Ritter“, eigentlich als „Montagues und Capulets“ tituliert, zu spielen. Das ORF Radio-Symphonieorchesterunter der 36-jährigen Dirigentin Elim Chan, aus Hongkong und in den USA ausgebildet, wusste aber auch bei anderen von ihr kontrastreich ausgewählten acht Teilen, quasi ein „Best of“ von Sergej Prokofjewsgenial instrumentiertem, abendfüllenden Ballett „Romeo und Julia“ seine Vorzüge auszuspielen: So erklangen bei den Salzburger Festspielenin der Felsenreitschule aus den beim Publikum so beliebten Suiten vom unsterblichen Veroneser Liebespaar ganz zart das Flötenmotiv der jungen Julia, innig das berührende Liebesthema, rasant Tybalts Tod und schneidend schmerzlich die Streicher an Julias Grab. Alles reich an Nuancen und Farben, voll Klangentladungen und Melodienreichtum mit Glut und Feuer musiziert.
Bei dem rein russischen Programm durfte man sich auch noch an den „Symphonischen Tänzen“ von Sergej Rachmaninow, 1940 als sein letztes Werk komponiert und zu seinem 150. Geburtstag dargeboten, in dunklen Farben und voller Lebendigkeit erfreuen. Es beinhaltet viele Zitate aus früheren eigenen Werken und einiger anderer Komponisten, mit einem melancholisch makabren Walzer, der russische Liedweisen beschwört und dem von Rachmaninow oft verwendete Dies-irae Motiv im letzten Teil. Dieser wurde bis zur wilden Raserei eines veritablen Totentanzes gesteigert inklusive hymnischen Abschluss. Das groß verlangte Orchester mit mehrfach besetztem Holz, Altsaxophon, stark erweiterten Schlagwerk unter der auch hier jeden Einsatz sowie jede Phrase zeigenden und stets animierenden Dirigentin ließ das anspruchsvolle Werk funkelnd, präzise, akzentreich, prachtvoll erklingen.
Ovationen!
Dr. Helmut Christian Mayer
16. August 2023 | Drucken
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