Aus dem Nichts heraus begann dunkel und im tiefsten Bass das Klangfundament zu wabern, scharf gestochen drang das berühmte, in Filmen und Werbespots viel gebrauchte Trompetenmotiv hervor bis mit voller Klangfülle in strahlendem C – Dur das Riesenorchester einsetzte: Aber nicht nur mit diesem Beginn, dem wahrscheinlich eindrucksvollsten Sonnenaufgang der gesamten Musikliteratur, aus Richard Strauss „Also sprach Zarathustra“ wussten die Wiener Philharmoniker unter dem stets animierenden britischen Stardirigenten Daniel Harding zu beeindrucken. Den ganzen Abend strahlte und funkelte es bei den Streichern und im Holz. Da erlebte man meist präzises Blech, feine Lyrismen wie auch eine spannungsvolle Klangpracht bis ins Majestätische gesteigert. Alles war dynamisch austariert und transparent aufbereitet. Viele famose Solisten aus den eigenen Reihen waren zu hören, insbesondere der Konzertmeister Albena Danailova, mit vielen exzellent musizierten Soli.
Unter dem Eindruck der Zerstörung der Münchner Staatsoper und des 1945 stattgefundenen, verheerenden Luftangriffs auf Dresden komponierte Richard Strauss die „Metamorphosen“ für 23 Solostreicher. Emotional tiefgründig, weltentrückt und mit überwältigenden Farben erlebte man zuvor dieses Werk. Bemerkenswert war auch die ungemeine Transparenz, mit der man die kunstvolle Entwicklung der sieben Themen und Motive, unter denen sich eines an den Trauermarsch von Beethovens „Eroica“ anknüpfendes Motiv letztlich durchsetzte, verfolgen konnte.
Und dann blieb noch „Zeit für György Ligeti“: Von ihm erklangen wunderbar und hochkonzentriert musiziert „Atmosphères“ eine bis ins kleinste Detail ausgefeilte, hochkomplexe „Klangflächenmusik“, deren Partitur bis zu 87 Notenzeilen umfasst, wenn jedes Instrument eine individuelle Stimme ausführt. Sowie dann den verschwimmenden Kanon „Lontano“ mit einer prächtigen Klangwelt.
Heftiger Applaus!
Dr. Helmut Christian Mayer
23. August 2023 | Drucken
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