Salzburger Festspielfinale: Die Berliner Philharmoniker expressiv und farbenreich

Xl_berliner-philharmoniker-8-20 © Marco Borelli

Expressiv, extrem ausgereizt mit einem ekstatischen Farbenrausch und schwebender Rhythmik in den wunderbaren Streichern: Genauso erklang beim ersten Konzert der Berliner Philharmoniker unter ihrem Chefdirigenten Kirill Petrenko Arnold Schönbergs Frühwerk „Verklärte Nacht“ op. 4, in der revidierten Fassung für Streichorchester, das auf dem gleichnamigen Gedicht von Richard Dehmel beruht, bei den Salzburger Festspielen. Dabei wurden die Rede und Gegenrede von Mann und Frau, über schuldhaftes Vergehen in einer freien Liebesbeziehung mit der Tristan-Harmonik wunderbar wiedergegeben.

Dabei erwiesen sich die für das deutsche Paradeorchester vorgeschriebenen Sicherheitsabstände bei den Streichern von eineinhalb Metern und keine geteilten Pulte als kein nennenswertes Problem. Ganz anders allerdings war die Situation bei der vierten Symphonie von Johannes Brahms, wo die Bläser dazukamen, denen ein Abstand von sogar zwei Metern vorgeschrieben war. Hier ergab sich regelrecht ein neues, ungewohntes, buchstäblich in die Breite gezogenes Klangbild. Es kam teils zu etlichen Ungenauigkeiten beim Zusammenspiel, was man von diesem Spitzenorchester eigentlich nicht gewohnt ist. Dies lässt sich jedoch eindeutig darauf zurückzuführen, dass sich die Musiker untereinander schwerer oder überhaupt nicht hören und auch nicht gemeinsam atmen konnten.

Trotzdem konnte man unter exakten Zeichengebung von Petrenko im Wohlklang baden: Die verschwenderischen musikalischen Einfälle gefielen im ersten Satz. Wunderbar farbig und warm hörte man die Streicher insbesondere im harmonisch reichen Seitenthema des Andante. Strahlend erklangen Blech und Holz wie auch die finale, monumentale Chaconne, die ein Bassthema der Bach-Kantate „Nach dir Herr, verlangt mich“ aufgreift, mit herrlichen Valeurs und großer Brillanz.

Zum Schluss gab es großen Jubel, restlose Begeisterung des Publikums und letztlich stehende Ovationen!

Dr. Helmut Christian Mayer

 

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