Unter dem Eindruck der deutschen Belagerung während des 2. Weltkrieges entstand 1941 die 7. Symphonie C-Dur, op. 60, die sogenannte „Leningrader“ von Dmitri Schostakowitsch, die er auch der Stadt Leningrad gewidmet hat. „Als Requiem soll sie die Trauer unseres Volkes und seiner toten Helden zum Ausdruck bringen“, wie es der russische Komponist selbst vermerkte: „Aber es geht nicht nur um die Blockade. Es geht um Leningrad, das Stalin zugrunde richtete, Hitler setzte den Schlusspunkt.“
Das aufwühlende „Invasionsthema“ im ersten Satz, das in 12-facher Wiederholung immer vordergründiger, schneidender und bewusst hässlicher wird, das Trommelostinato aber auch die voranpeitschenden Blech- und Streicherfiguren dieser mit Abstand populärsten Symphonie, die erste seiner sogenannten Kriegssymphonien, wurde zu einem überwältigenden Hörgenuss. Auch das Gewaltmotiv aus seiner Oper „Lady Macbeth von Mzenks“ und langsame, berührende Trauermusiken sind zu vernehmen. Die Sächsische Staatskapelle Dresden unter dem alle Einsätze exakt gebenden, souveränen russischen Dirigenten Tugan Sokhiev musizierten sie mit großer Präzision, äußerster Expressivität und ausgereizter Spannung, aber auch mit feinen Lyrismen. Große Klangpracht beim riesig besetzten Orchester mit exquisiten Solisten in den eigenen Reihen (besonders der Schlagwerker an der kleinen Trommel mit seinem extrem langen Trommelostinato sei besonders hervorgehoben) waren ebenso zu erleben, wie ein Reichtum an Nuancen und Farben bis hin zur Schlussapotheose.
Und sie alle wurden zu Recht vom Publikum verdientermaßen umjubelt. Ein starkes Zeichen in Zeiten wie diesen! Schostakowitsch Werk wirkt umso mehr heute in einer Zeit des Krieges, ausgelöst durch einen Überfall eines Stärkeren gegen einen Schwächeren mit belagerten Städten, Elend und Tod.
Dr. Helmut Christian Mayer
11. April 2022 | Drucken
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