Salzburger Osterfestspiele: Magische und monumentale Klänge beim „Verdi Requiem“

Xl_bachler-hubeaux-davidsen-rangwanasha-karajan-pappano-ganci-kutasi-c_erika_mayer-salzburg-3-24-1 © Erika Mayer

Die Streicher schienen aus dem Nichts zu kommen, so kaum hörbar zart erklangen sie. Mit „Requiem aeternam“ setzte dann ebenso sanft und innig der Chor ein: Ein geradezu magischer Beginn der „Messa da Requiem“ von Giuseppe Verdi im Großen Festspielhaus bei den Salzburger Osterfestspielen. Jäh wurde man dann aufgerüttelt von scharfen, hineinfahrenden Schlägen des vollen Orchesters und wilden Aufschreien des auch sonst mit großer Stimmgewalt, Präzision und Homogenität in allen Stimmlagen ausgezeichnet singenden, riesigen Chores des Coro dell’Accademia di Santa Cecilia (Einstudierung: Andrea Cecchi) und des Bachchor Salzburg (Einstudierung: Michael Schneider): Das „Dies irae“, ein vielgegliedertes Kolossalgemälde des jüngsten Gerichtes, das zur musikalischen Apokalypse von niederschmetternder Gewalt wurde, ertönte ohne dabei je knallig oder zu laut zu sein: Antonio Pappano hat wieder ganze Arbeit geleistet, denn das Orchestra dell’Accademia di Santa Cecilia wusste uns bei diesem Monumentalwerk des italienischen Meisters, dessen Nähe zur Oper immer wieder unverkennbar ist, wiederum mit allen Nuancen ihres Könnens, ihren wunderbaren Farben und ihrer ausgewogenen Dynamik zu faszinieren. Dabei traten in allen Instrumentengruppen, bei denen die Klangbalance  wunderbar zueinander passte, die Stimmführer mit herrlichen Soli in Erscheinung.  

Von erster Sahne war das Sängerquartett: Masabane Cecilia Rangwanasha aus Südafrika beeindruckte mit ihrem ausdrucksstarken, glockenreinen Sopran, besonders schön und innig im finalen „Libera me“. Der dunkelgefärbte, etwas tremoloreiche Mezzosopran von Judit Kutasi aus Rumänien überzeugte mit voluminösem Klang aber auch schönen Lyrismen. Luciano Ganci konnte mit hellen Tönen und feinsten Piani faszinieren und sang das „Ingemisco“, eines der schönsten Stücke, das Verdi für lyrischen Tenor geschrieben hat, mit großer Empfindsamkeit. Michele Pertusi, beide aus Italien gefiel mit seinem edlen, wohltönenden Bass.

Wiederum gab es großen, berechtigten Jubel!

Im Anschluss wurde an drei junge Sängerinnen, nämlich an Masabane Cecilia Rangwanasha, Eve-Maud Hubeaux aus der Schweiz, die gerade als Laura in Ponchiellis „La Gioconda“ hier in Salzburg zu hören ist und Lise Davidsen aus Norwegen, die demnächst hier bei den Osterfestspielen in einem Liederabend zu erleben sein wird, vom Intendanten Nikolaus Bachler und von Arabel Karajan der Herbert-von-Karajan Preis 2024 verliehen.

Dr. Helmut Christian Mayer

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