Salzburger Pfingstfestspiele: Ein bemüht konstruiertes Opernpasticcio mit hochkarätigen Stimmen

Xl_folle_journee-_c_marco-borrelli-salzburg-pfingsten-5-24-2 © Marco Borelli

Es wurde getanzt, geshopt, getrunken, gekifft, Fußball gespielt: Ein munteres, buntes Völkchen agierte hier in der Abflughalle eines Flughafens. Dahinter auf Videos abgestellte oder überfliegende, auch brennende Flugzeuge. Als Begegnungsort von Menschen sieht Davide Livermore diesen imaginären Airport „Lorenzo da Ponte“, wo die Passagiere allerdings auch mit Verspätungen, Streiks, Wetterstürmen und Explosionen und vermeintlichen Terroristen zu kämpfen hatten. Hier begann die Reise durch den „tollen Tag“, eines Opernpasticcios mit dem Titel „Une folle journée“ der Salzburger Pfingstfestspiele, welches sich deren Intendantin Cecilia Bartoli ausgedacht hatte. Von hier konnte man nach Sevilla, Palermo oder Neapel fliegen, den Schauplätzen der Oper drei Da Ponte Opern „Le nozze di Figaro“, „Don Giovanni“ und „Cosi fan tutte“. Genau aus diesen Opern erklangen quasi als „Best of“ die schönsten Arien und Ensembles, die von einem überwiegend hochkarätigen Sängerensemble präsentiert wurden: Da wurde lustvoll und humorvoll gespielt und gesungen, wobei die Protagonisten in unterschiedlichste Rollen und nicht nur ihres eigentlichen Fachs schlüpften. Nur wirkten die Vielzahl an Ideen und (teils billigen) Gags recht bemüht und der ganze erdachte Überbau recht konstruiert. Und zum Finale wurde es auch noch kitschig, da schwebten nämlich Bartoli und Olivieri vor einer bunten Wolkenlandschaft und kleineren Ballonen mit einem Ballon in den Himmel.

Die dabei omnipräsente Cecilia Bartoli war in allen Ensembles als Susanna, Zerlina, Despina, Fiordigligi und auch mit der Konzertarie „Ch’io mi scordi di te?“, wo sie von keinem Geringeren als von Daniil Trifonov am Hammerflügel begleitet wurde, mit Energie und Flexiblität zu erleben. Sie erscheint auch einmal mit einem rieisgen Joint. Daniel Behle konnte bei „Il mio tesoro intanto“ und „Un‘ aura amorosa“ mit seinem schönen Tenor glänzen. Mélissa Petit sang mit balsamischen Sopran „Porgi amor“. Lea Desandre gefiel als frecher Cherubino und als Despina. Einspringer für den erkrankten Ildebrando D’Arcangelo Mattia Olivieri sang etwa die „Champagner-Arie“ mit profundem Bassbariton. Mit etwas reifem Timbre aber viel Witz gefiel Alessandro Corbelli mit der „Registerarie“. Hauptsächlich herumblödelnd und als Kellner herumstolpernd und stimmlich ziemlich forcierend erlebte man Rolando Villazón als Basilio. In den Ensembles waren noch solide zu hören: Ruben Drole und Anna Tetruashvili. Sehr spielfreudig agierend und homogen und klangschön singend hörte man den Bachchor Salzburg und Il canto d‘ Orfeo unter anderen aus der Kantate „Davide penitente“.

Für die duftige, sensible aber auch spritzige Begleitung sorgten Les Musiciens du Prince – Monaco unter ihrem Chefdirigenten Gianluca Capuano.

Dem Publikum hat es restlos gefallen, es gab zum Finale stehende Ovationen!

Dr. Helmut Christian Mayer

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