Da Rolando Villazón wieder einmal kurzfristig abgesagt hatte, wurde die Dramaturgie des finalen Festkonzerts im Großen Festspielhaus bei den Salzburger Pfingstfestspielen gehörig durcheinandergebracht und das Programm musste, da es in der kurzen Zeit keinen Ersatz gab, abgeändert werden. Trotzdem war die Begegnung der unterschiedlichen Musikwelten von Gioachino Rossini und Richard Wagner spannend. Die beiden sind sich ja tatsächlich 1860 in Paris begegnet und sollen sehr freundlich miteinander umgegangen sein, was aber angesichts der überlieferten Anekdoten und schriftlichen Aufzeichnungen schwer zu glauben ist.
Und so sang Cecilia Bartoli im ersten Teil des Abends allein Gioachino Rossinis Arien aus Il barbiere di Siviglia, und zwar die Kavatine der Rosina Una voce poco fa und das Schlussrondo der Angelina Non piú mesta aus La Cenerentola, wobei ihr die extrem diffizilen, kaum singbaren Koloraturen insbesondere bei Letzterem ganz vortrefflich gerieten. Sie konnte wieder einmal beweisen, was sie noch alles mit ihrer Gurgel zu leisten und wie sie Pointen zu setzen vermag. Mit subtiler Innigkeit ertönte dann noch das Weidenlied – in empfindsamer Begleitung durch den Harfenisten Stephen Fitzpatrick - und das Gebet der Desdemona aus Otello. Daniel Barenboim am Pult der Staatskapelle Berlin begleitete sie unter großer Rücksichtnahme. Die beiden Ouvertüren – Barbier von Sevilla und Aschenbrödel - erlebte man zwar sehr durchsichtig, so manches hätte jedoch mehr Spritzigkeit und weniger Zurückhaltung vertragen.
Im zweiten Teil regierte dann Richard Wagner, bei dem man sich hörbar wohler fühlte. Sehr feierlich und packend erklang zuerst das Vorspiel aus Die Meistersinger von Nürnberg, dann recht neckisch der Tanz der Lehrbuben. Dazwischen faszinierte Jonas Kaufmann mit seinem wunderbar samtenen, baritonalen Timbre mit fein gesponnener Lyrik aber auch mächtiger tenoraler Entfaltung bei den zwei Liedern des Stolzing Am stillen Herd und dem Preislied Morgendlich leuchtend. Für den großen Jubel bedankte er als Zugabe mit dem Wesendonck-Lied Träume, traumhaft schön interpretiert und von Daniel Barenboim am eilig herbeigeschaffen Klavier feinsinnig begleitet. Es war ein idealer Übergang zum letzten Programmpunkt, zum Vorspiel und zu Isoldes Liebestod aus Tristan und Isolde in der rein instrumentalen Fassung, eine herrliche, ätherisch schöne Tondichtung. Sie wurde von den Musikern mit sphärischer Klangwirkung, fein ziselierter Klangpracht und großer Schönheit zelebriert.
Das durchaus ergriffene Publikum jubelte! Und die erfolgreiche Intendantin der Pfingstfestspiele Cecilia Bartoli überreichte Kaufmann und Barenboim Blumensträuße.
22. Mai 2018 | Drucken
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