St. Margarethen/Burgenland: Beeindruckende Schaueffekte bei Verdis „Aida“

Xl_aida-st_margarethen-tommi_schmid-7-24-5 © Tommi Schmid

Ein riesiger Pharaonensarkophag liegt oberhalb einer ausgedehnten Tempelanlage im Zentrum des Bühnenbildes. Auf die Wände des dominierenden Tempels werden ständig zur Handlung passende, alte ägyptischen Wandmalereien, Hieroglyphen, herabfallende Felsen, Feuer und Wasser projiziert. Auch die dahinter liegenden Felsen der Naturbühne des Steinbruchs werden miteinbezogen und immer wieder in verschiedene Farben getaucht. Beindruckend ist auch ein goldener, übergroßer Obelisk ebenso wie ein überdimensionaler, goldener, von innen rot leuchtender Elefant, der am Kopf und Rüssel zu brennen beginnt und auf dem Radamés beim Triumphmarsch hereingezogen wird: Gigantisch und ungemein beeindruckend ist, wie erwartet, wieder die Kulisse für die diesjährige Opernneuproduktion von Giuseppe Verdis "Aida" im Steinbruch von St. Margarethen im Burgenland, die jetzt ihre umjubelte Premiere feierte. Es ist natürlich eine Oper, die dafür prädestiniert und in Verona ein Dauerbrenner ist.

Dafür sorgt einmal mehr Thaddeus Strassberger, der auch schon vor zwei Jahren für Puccinis „Turandot“ das Bühnenbild erdachte. Zusätzlich zum imposanten Bühnenbild gibt es noch ständige Wasser-Feuer-Show-Effekte. So spritzen riesige, beleuchtete Wasserfontänen aus den zahlreichen Wasserbassins. Weiters zu sehen: Feuerschlucker, Schwertkämpfer und Tanzakrobaten. Und zum Finale balanciert sogar ein Trapezkünstler in schwindelerregender Höhe quer über die Bühne und beginnt dann auch noch zu brennen. Zu dieser schwer beeindruckenden, imposanten Bildmacht tragen auch die ungemein ästhetischen Kostüme (Giuseppe Palella) bei.  In der eigentlichen Personenführung setzt Strassberger auf arrangierte, prunkvolle Massenszenen, auf Tableaus und auf Schreittheater mit einer Unmenge von Statisten und einer mitreißenden georgischen Tanztruppe Pesvebi.


Aida - Opernfestspiele St Margarethen 2024

Allen voran gefällt beim Sängerensemble der aus Venezuela stammende Jorge Puerta als Radamés. Er verfügt über einen ausgesprochen schönen Tenor, singt alle Höhen und hat viel Kraft. Als Titelheldin besticht die US-amerikanische Sopranistin Leah Crocetto mit dramatischer Attacke, ungefährdeten Höhen aber etwas zu viel Tremolo. Raehann Bryce Davis singt die Amneris mit fülligem Mezzo und gorßer Präsenz. Sie wird imponierend auf einem prunkvoll ausgestatteten Boot hereingezogen. Jongmin Park singt den Priester Ramfis mit edler, profunder Stimmfülle. Gangsoon Kim ist ein (auch stimmlich) zu wenig präsenter Amonasro. Sehr stimmkräftig hört man Ivan Zinoviev als König und ausgewogen den Philharmonia Chor Wien (Einstudierung: Walter Zeh) aus dem Off.

Iván López-Reynoso am Pult des Piedra Festivalorchesters lässt aufregend und großteils auch feinsinnig musizieren. Es wird meist eines Sinnes mit der Bühne musiziert. Es gelingt musikalisch packende Steigerungen und Effekte auszureizen sowie auch feine Lyrismen zu produzieren.

Großer Jubel im Publikum! Bis 24. August wird Aida insgesamt 27-mal im Steinbruch St. Margarethen gezeigt Zu Beginn konnte Daniel Serafin als künstlerischem Leiter wieder viel Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Kunst begrüßen. Für nächstes Jahr wird „Der fliegende Holländer“ von Richard Wagner angekündigt.

Dr. Helmut Christian Mayer

 

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