Sie schufen im 18. Jahrhundert vollendete Meisterwerke für die Ospedali, die venezianischen Waisenhäuser für Mädchen, denen sie auch eine besondere musikalische Ausbildung angedeihen ließen. Nur sind in unseren Breiten all diese Komponisten wenig bekannt: Wie etwa Tommaso Traetta (1727-1779), ein Vertreter der neapolitanischen Schule, der hauptsächlich (sage und schreibe über 40) Opern schuf. Aber er komponierte auch zahlreiche geistliche Werke, wie das „Miserere“, ein komplexes, zwölfteiliges Stück mit dem traditionellen, lateinischen Text und - als Besonderheit - einem reinen Frauenchor. Jetzt erklang dieses als Hauptwerk eines Konzertes des Kärntner Barockorchestersim Rahmen des St. Pauler Kultursommers in der malerischen, romanischen Stiftskirche von St. Paul im Lavanttal in Kärnten.
Unter der Leitung von Michael Paumgarten wurde es und auch die anderen Werke des Abends vom Ensemble mit hoher Qualität und Stilsicherheit musiziert. Sauber und homogen mit lauter jungen Stimmen besetzt war die Singakademie Carinthia, eine Nachwuchskaderschmiede für Chorsänger des Stadttheaters Klagenfurt zu vernehmen. Die Kärntnerinnen Christina Tschernitz, Irina Maria Antesberger (beide Sopran) und die Slowenin Ana Vidmar (Mezzosopran) gefielen als Solistinnen mit glasklarer Tonreinheit und sicheren Koloraturen. Darüber hinaus wurde auch das „Te deum Laudamus“ von Antonio Sacchini, eine geistliche Komposition für dreistimmigen Mädchenchor mit drei exzellenten, blutjungen Chorsolistinnen (Laura Zermann, Jaqueline Piacentini und Marlene Gimenez) dargeboten. Abgerundet wurde der italienische Konzertabend mit je einer „Sinfonia“ von Sacchini und von Pasquale Anfossi.
Das Publikum war wieder einmal völlig begeistert und spendete stehende Ovationen!
Dr.Helmut Christian Mayer
22. Juni 2024 | Drucken
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