„Eine Schöpfung des Friedens und der Liebe“ nannte Robert Schumann begeistert das Oratorium „Paulus“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Ein Werk, das in seinem geistlichen Schaffen neben dem "Elias" den wichtigsten Platz einnimmt. Und tatsächlich hat der Komponist die Wandlung des heidnischen Saulus von Tarsus zum gottesgläubigen Paulus in tiefe romantische Gefühlwärme mit großer Sorgwirkung gepackt. Jetzt war all dieses beim Konzert des St. Pauler Kultursommers im Lavanttal in Kärnten in der vollen, wunderbaren Basilika des Benediktinerstiftes beinahe uneingeschränkt zu erspüren. Dafür sorgten einmal die Solisten überwiegend wortdeutlich singend: Birgit Stöckler sang die Sopranpartie glasklar und stilvoll. Bea Robein hörte man in der kleinen Partie mit schönem Mezzosopran. David Jagodic war mit geschmeidigem, einfühlsamem Tenor zu vernehmen. Daeho Kim sang mit weichem nicht immer ganz verständlichen Bass den Paulus.
Dafür sorgten auch die homogen und klangschön singenden vereinigten Chöre, der A cappella Chor Villach (Leitung: Rita Hartmann) und das ensemble kantiaus Graz (Leitung: Agnes Schnabl). Die Erscheinung, Christi, musikalisch dem Frauenchor anvertraut, ist das theologische und emotionale Zentrum des gesamten Oratoriums: „Saul, was verfolgst du mich?“ Sie berührte das Publikum ungemein.
Reich waren auch die Emotionen bei der Drauphilharmonie, dem Orchester des Villacher Musikvereins mit eher ungewöhnlich gleich zwei sehr exakten Dirigaten. Im ersten Teil dirigierte der Kapellmeister des Stiftes St. Paul Edward Münch und im zweiten Teil die blutjunge Agnes Schnabl. Hierbei waren, abgesehen von kleineren Intonationstrübungen ausgesprochen schöne, warme Klänge zu hören.
Das Publikum reagierte zum Schluss spontan mit stehenden Ovationen!
Dr. Helmut Christian Mayer
01. Juli 2024 | Drucken
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