St. Veit/Glan: Motetten, Arien und Sonaten eines Grenzgängers bei der Trigonale

Xl_frigato-trigonale-sv-9-24 © Helmut Christian Mayer

Alessandro Stradella (1643 in Bologna - 1682 in Genua) entsprach dem Typ eines machiavellistischen – selbstbewussten und selbstgerechten – italienischen Renaissancemenschen. Er konnte es sich dank seiner Herkunft leisten, freiberuflich zu arbeiten, am regen gesellschaftlichen Leben teilzunehmen und mit den Vornehmen seiner Zeit Umgang zu pflegen. Sein reichhaltiges OEuvre macht ihn zu einem der wegweisenden Komponisten seiner Ära. Er wirkte hauptsächlich in Rom, war gefragter Geiger, Sänger und Komponist und schuf Werke aller Genres. Diese überschritten dabei vielfach die Grenzen musikalischer Konventionen seiner Zeit. Seine Musik wurzelt einerseits in der Vergangenheit, zugleich ist sie aber auf geradezu visionäre Art und Weise dem 18. Jahrhundert zugewandt, womit sie sich über einen Zeitraum von 300 Jahren spannt. Leider war ihm kein allzu langes Leben vergönnt – mit nur 39 Jahren wurde er in Genua, seinem letzten Wirkungsort, auf offener Straße niedergestochen und getötet. Die genauen Umstände seines Todes liegen bis zum heutigen Tage im Dunkeln, vermutlich wurde ihm aber eines seiner zahlreichen amourösen Abenteuer zum Verhängnis.

Jetzt wurde Stradella bei der Trigonale, dem Festival der Alten Musik im Innenhof des Rathauses von St. Veit/Glan in Kärnten ein ganzer Konzertabend gewidmet. Die italienische Sopranistin Silvia Frigato sang die extrem diffizile, koloraturengespickte, geistliche Mottete „Locutus est Dominus“ mit atemberaubender und flexibler Leichtigkeit sowie absoluter Treffsicherheit sowie zwei Arien aus seinem Oratorium „La Susanna“, einem Auftragswerk des Herzogs von Modena aus 1681. Höhensicher und glasklar, durchaus auch mit Melancholie erklangen dabei „Zeffiretti, che spiegate qua le penne“ und „Da chi spero vita, o Cieli“, worin sie erkennt, das die eigen Schönheit auch zum Unglück werden kann. Gekonnt begleitet wurde sie dabei von einem sechsköpfigen, eigens zusammengestellten Instrumentalensemble mit Arek Golinski und Léna Ruisz auf den Violinen, Majella Münz am Violoncello, Barbara Fischer am Violone, dem leider kaum hörbaren Franco Pavan auf der Laute sowie Marcin Świątkiewicz am Cembalo und Orgelpositiv. Dazwischen musizierte das Ensemble alleine auch drei Sonaten von Alessandro Stradella mit optimaler Stilsicherheit und großer Vitalität.

Viel Applaus!

Dr. Helmut Christian Mayer

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