Szenischer Minimalismus, musikalisch packend: Peter Iljitsch Tschaikowskis „Eugen Onegin“ am Opernhaus Ljubljana/Laibach

Xl_euegn_onegin-darjastravstisu-5-23-2 © Darja Stravs Tisu

Leergeräumt ist die Bühne, keine Kulissen, nur wenige Versatzstücke wie einmal ein Bett, Tatjanas Jugendzimmer andeutend, manchmal einige Türen, die symbolhaft ins Leere führen und große Scheinwerfer, die Sonne darstellend: Das ist die minimalistische Szene (Branko Hojnik) bei Peter Iljitsch Tschaikowskis „Eugen Onegin“, der letzten Produktion dieser Saison am Opernhaus Ljubljana/Laibach, der Hauptstadt Sloweniens. In diesem reduzierten Ambiente konnte man eine psychologisch durchdachte, detailreiche, in der Schlussszene mitreißende Regie vorfinden, in der man Alexander Puschkins Geschichte klar und verständlich durchaus konventionell und ohne Firelanz erfährt und versteht. Vinko Möderndorfer, der meist am Text und am Puls der Musik bleibt, setzt dabei auf präzise Personenführung, kehrt deren Gefühle großteils nach außen und zeichnet deren Charaktere und Entwicklung. Ergänzend dazu sind noch einige recht unkonventionelle, teils sogar aggressiv wirkende Ballettszenen (Choreographie: Rosana Hribar) zu sehen, in jener bei der Polonaise wird auch die Eifersuchts- und Duellszene nachgespielt (mit den Tanzsolisten Lukas Zuschlag als Onegin, Lukas Bareman als Lenski und Nina Noc als Tatjana).

Zur Spannung trägt auch die musikalische Realisierung im Graben bei: Alan Buribajev lässt das Orchester des Laibacher Opernhauses nur mit kleineren Intonationsproblemen kontrastreich und raffiniert musizieren. Der kasachische Dirigent lässt Kantilenen herrlich aufblühen und peitscht die Musikerinnen und Musiker in den dramatischen Szenen mächtig auf.

Von unterschiedlicher Qualität ist das Ensemble: Martina Zadro ist eine Tatjana, deren Briefszene weniger berührt, die vielmehr erst im Laufe des Abends mit feinen und berückenden Tönen gefällt. Als sehr junger Titelheld ist Jaka Mihelač zum Schluss etwas indisponiert wirkend, zuvor mit feinem Timbre zu vernehmen. Dejan Maksimilijan Vrbančič ist ein höhensicherer Lenski, der vor allem in seiner berühmten Arie „Kuda, kuda“ ergreifend niedergeschlagen Abschied von der Welt nimmt. Peter Martinčič singt den Fürst Gremin mit edlem, wohltönendem Bass. Weiters gefallen der Chor des Laibacher Opernhauses und bei den vielen kleineren Rolle besonders Nuška Drašček als kraftvolle Olga, Sara Briski  Cirman als sehr elegante, sehr junge Gutsbesitzerin Larina sowie Barbara Sorc  als ideale Filipjevna. Auch Mataj Vouk als Triquet singt sein kurzes Couplet ideal.

Frenetischer Applaus!

Dr. Helmut Christan Mayer

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