Das ist wohl einzigartig: Auf insgesamt sieben CDs ist fast die gesamte Literatur an Klarinettentrios über Jahrhunderte und verschiedener Kontinente, inklusive Einflüsse von Jazz und Neuer Musik zu erleben. Und obwohl die in der Pandemiezeit aufgenommene und von den Musikern selbst als „Freundschaftsprojekt“ bezeichnete CD-Sammlung „Anthology“ erst am 27.5. herauskommt, gab es bereits jetzt erstmalig daraus einen Querschnitt bei der diesjährigen Eröffnung der Taggenbrunner Festspiele. Daniel Ottensammer, 1. Soloklarinettist der Wiener Philharmoniker und Spross einer berühmten Wiener Klarinettenfamilie und seine Jugendfreunde Stephan Koncz, Cellist bei den Berliner Philharmonikern, sowie der Pianist Christoph Traxler haben als „The Clarinet Trio Anthology“ dabei ganz unterschiedliche Fassetten und eine große kompositorische Bandbreite dieses Genres, eigentlich ein Nischengenre entdeckt. Dabei wurden die Klangvielfalt und das Zusammenspiel der drei Instrumente auf vollkommen unterschiedliche Weise perfekt ausgelotet. Es wurde stilsicher durch mehrere musikalische Epochen und mit absoluter technischer Beherrschung der Instrumente musiziert. Dazu waren in der kürzlich restaurierten Burg zu Taggenbrunn, oberhalb von Sankt Veit an der Glan in Kärnten thronend, höchste Energie, unbändige Spielfreude, feinste Musikkultur und Virtuosität zu erspüren: Sei es etwa bei Trios von Johannes Brahms und Ludwig van Beethoven, wo es beim sogenannten „Gassenhauertrio“, zu einem wunderbar weichen, empfindsamen Zwiegespräch zwischen Klarinette und Cello kam oder auch ebenso bei Klarinettentrios von Max Bruch, Gabriel Fauré, Paul Juon oder Nino Rota.
Daniel Ottensammer erwies sich auch als launiger Moderator des Abends. Stehende Ovationen!
Dr. Helmut Christian Mayer
20. Mai 2022 | Drucken
Kommentare