Thomas Quasthoff mit Mahler in Dresden auf Blu-ray-Disc: Ein kostbares Dokument

Xl_quasthoff_singsmahler-dresdner-metha-1-21 © Arthaus Musik

Es war im Jahre 2010 und es war eines seiner letzten Konzerte, bei dem Bariton Thomas Quasthoff auftrat. Anlass war der 150. Geburtstag von Gustav Mahler. Der herausragende und vielseitigste Sänger sang damals in der Semperoper Dresden die „Kindertotenlieder“. Jetzt wurde das Dokument bei Arthaus Musik als Blu-ray Disc Nr.109421veröffentlicht. Sie dokumentiert eindrucksvoll den krönenden Abschluss seiner einzigartigen Musikkarriere im Klassikbereich.

Gustav Mahlers Liedschaffen war ab 1900 von Texten Friedrich Rückerts bestimmt. Aus dessen 428 Kindertotengedichten wählte der Komponist fünf Texte zur Vertonung aus. Mahler (1860-1911) hatte elf Geschwister, von denen sechs im Kindesalter starben. Seine Frau Alma konnte jedoch nicht verstehen, dass er 1901 bis 1904, während seine beiden Kinder vergnügt im Garten spielten, derartig düstere Texte für seine „Kindertotenlieder“ komponierte.Die Tatsache, dass die gemeinsame Tochter Maria-Anna nur drei Jahre später an Diphtherie starb, scheint in diesem Zusammenhang beinahe tragisch-prophetisch. 

„Oft denk’ ich, sie sind nur ausgegangen…“: Es war subtile Liedkunst mit wunderbaren Phrasierungen und einem weiten vokalen Farbenspektrum als Thomas Quasthoff zum Singen anhob. Er gestaltete die tieftraurigen „Kíndertotenlieder“ reich an beseelten Ausdrucksmöglichkeiten, mit stiller Elegie und einem wundervoll beruhigten Schluss, der die Trauer in stille Zuversicht auflöst.

Einfühlsam und reich schattiert begleitet wurde er dabei von der Sächsischen Staatskapelle Dresden unter Zubin Mehta. Der Titel der Blu-ray Disc „Quasthoff Sings Mahler“ ist jedoch insofern etwas irreführend, weil man sich eigentlich mehr als ein Stück von diesem Komponisten vom Sänger erwartet hätte. Auf der Aufnahme sind von den Musikern aber noch die „Sechs Stücke für Orchester“ von Anton Webern sowie die sinfonische Dichtung „Also sprach Zarathustra“ von Richard Strauss zu erleben.

Weberns Vorbilder waren Wagner, Schönberg und vor allem auch Mahler. Die Sechs Orchesterstücke hatten bei ihrer Uraufführung im Wiener Musikverein 1913 noch für einen riesigen Skandal gesorgt. Sie sind sehr kurz, was aber nicht das Ergebnis einer Auslassung, sondern der Verdichtung ist. Übernommen hat Weber die Idee von seinem Lehrer Arnold Schönberg: Mit konzentrierter Klangballung wie auch durchsichtigen, ständig wechselnden Farbkombinationen zeigten die Musiker herrliche solistische Glanzlichter.

Aus dem Nichts heraus begann dunkel und im tiefsten Bass das Klangfundament zu wabern, scharf gestochen drang das berühmte, in Filmen und Werbespots viel gebrauchte Trompetenmotiv hervor bis mit voller Klangfülle in strahlendem C – Dur das Riesenorchester einsetzte: Aber nicht nur mit diesem Beginn, dem wahrscheinlich eindrucksvollsten Sonnenaufgang der gesamten Musikliteratur, aus Richard StraussAlso sprach Zarathustra“ wussten die sächsischen Musiker unter Metha zu beeindrucken: Denn es strahlte und funkelte ständig bei den Streichern und im Holz. Da erlebte man meist präzises Blech, feine Lyrismen wie auch eine spannungsvolle Klangpracht bis ins Majestätische gesteigert. Alles war dynamisch austariert und transparent aufbereitet. Viele famose Solisten aus den eigenen Reihen waren zu hören, insbesondere der Konzertmeister.

Großer Jubel!

Dr. Helmut Christian Mayer

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