Nicht umsonst wird die Klarinette immer wieder umgangssprachlich, wie etwa bei der sogenannten „Schrammelmusik“ und auch in der Johann Strauß-Operette „Wiener Blut“ - aber keinesfalls jemals abwertend - als „picksüßes Hölzl“ bezeichnet, denn ihr Klang geht zweifellos unter die Haut. Vor allem dann, wenn sie von Könnern gespielt wird. Ein solcher ist zweifellos der gebürtige Villacher Simon Pibal, der jetzt beim Abschlusskonzert der wegen der Pandemie verschobenen und jetzt nachgeholten „Trigonale“, dem Festival der Alten Musik im malerischen Innenhof des Rathauses von St. Veit/Glan inmitten des österreichischen Bundeslandes Kärnten zu erleben war. Vor allem beim „Fantasiestück für Klarinette und Klavier“ vom dänischen Komponisten Niels Wilhelm Gade (1817-1890) konnte er beim anfänglichen Larghetto mit wunderbar samtweichen, ja süßen Tönen bei einer sehr eingängigen, sofort ins Ohr gehenden Melodie, später aber auch mit hoher Virtuosität auf seinem historischen Instrument faszinieren. Auch beim „Zwiegesang“ aus den „Sechs deutschen Liedern“, vom deutschen Louis Spohr (1784-1859) komponiert, mit dem Sänger wusste er gekonnt Vogelstimmen zu imitieren.
Diese und einige weitere Gesänge vom in Prag geborenen Komponisten Johann Wenzel Kalliwoda (1801-1866), von denen die „Ode“ besonders gefiel, intonierte der aus Belgien stammende Jan van Elsacker leider kaum textverständlich und etwas zu manieriert im Ausdruck aber ungemein sensibel mit seinem leichten Tenor. Es waren überhaupt selten gehörte Komponisten der Frühromantik bei diesem Konzert angesagt, etwa wie Conradin Kreutzer (1780-1849), aus Deutschland, von dem zum Schluss das sehnsuchtsvolle, an Franz Schubert gemahnende Lied „Das Mühlrad“ erklang. Es war so raffiniert komponiert, dass man das Rad im Wasser förmlich drehen hörte.
Für die immer einfühlsame und unaufdringliche Begleitung am Hammerklavier, einem historischen Flügel aus 1830, sorgte die gebürtige Maria Saalerin Melissa Dermastia.
Viel Applaus!
Dr. Helmut Christian Mayer
31. Mai 2021 | Drucken
Kommentare