Nicola Piovani kennt man als vielfach preisgekrönten Filmkomponisten. So hat der mittlerweile 75-jährige Römer Musik für über 190 Filme geschrieben, darunter für so bekannte wie die Fellini-Filme „Intervista“, „Ginger und Fred“ und „Die Stimme des Mondes“. Für „La vita è bella“ („Das Leben ist schön“) erhielt er 1997 sogar den Oscar für die „Beste Filmmusik“.
Seine Affinität zum Film merkt man auch jeder Phase seiner ersten Oper „Amorosa presenza“ („Moment der Liebe“) an, die jetzt am Teatro Verdi in Triest uraufgeführt wurde. Die Musik ist immer tonal, meist hochromantisch und ein durchaus gut komponierter, farbiger Stilmix, mit Zitaten, die an Puccini, Rossini, Gershwin, Weill aber auch an Romanzen von Tosti, erinnern. Aber auch Jazziges, Blues und ein Tango dürfen nicht fehlen. Piovani scheut sich auch nicht vor Trivialität. Manches geriet ihm jedoch dabei etwas zu seicht, zu langatmig und ohne besondere Entwicklung.
Piovani lässt es sich nicht nehmen, selbst am Pult des Orchesters des Teatro Verdi zu stehen. Dieses musiziert in weiten Abständen Großteils mit Maske hochkonzentriert, farbig und spielfreudig. Allerdings ist man, insbesondere mit dem aus dem Off singenden Chor des Hauses nicht immer eines Sinnes.
Wie schon der Titel verrät und wie so oft in der Oper geht es um Liebe, angesiedelt in einer Fantasiemetropole der 70er Jahre. Geschildert wird die recht eigenwillige Geschichte (Libretto: Aisha Cerami nach dem Roman ihres Vaters Vincenzo Cerami) von zwei jungen Menschen Serena und Orazio. Diese werden von Maria Rita Combattelli (Sopran) und Motoharu Takei (Tenor) mit sehr leichten Stimmen und nicht immer gut hörbar gesungen. Vor lauter Schüchternheit trauen sie sich ihre Liebe nicht einzugestehen und verkleiden sich jeweils ins andere Geschlecht. Dies geschieht entgegen dem Rat der Fantasiefiguren Tutore (Vormund) - William Hernadez mit wunderbar kernigem Bariton und Tata (Kindermädchen) - Rinako Hara mit solidem Mezzo. Nach etlichen Missverständnissen und Verwirrungen siegt aber doch die Liebe.
Chiara Muti, Tochter von Maestro Riccardo Muti, zeigt trotz der Handlungsarmut des Plots eine stimmungsvolle, ideenreiche, kluge, ästhetische und unaufdringlichen Regie mit einer präzisen Personenführung, wobei die Protagonisten von Balletttänzern gedoubelt werden. In den Mittelpunkt stellt sie einen mächtigen Baum, dessen Krone jeweils entsprechend der Jahreszeiten geschmückt ist. Er ist eine Metapher für die Situationen der Liebe und wird immer wieder in magische Lichtstimmungen (Ausstattung: Leila Fteita) getaucht. Umrahmt wird er im Hintergrund von schrägen Wolkenkratzern.
Dem Publikum hat es gefallen, es applaudierte heftig.
Dr. Helmut Christian Mayer
24. Januar 2022 | Drucken
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