„Du sollst das Universum haben aber überlasse Italien mir!“: Nach diesem strahlenden Höhepunkt, beim ersten Zusammenprall des römischen Generals Ezio mit dem Hunnenkönig Attila, was von letzterem brüsk abgelehnt wird, brach in den italienischen Theatern stets ein Sturm der patriotischen Begeisterung aus, von Giuseppe Verdi mit mitreißender Musik geradezu herausgefordert. Nun, ein solcher Applaus ist auf der jüngst neu herausgekommenen CD von BR Klassik Nr. 900330 zwar nicht zu hören, die Einspielung einer konzertanten Aufführung im Münchner Prinzregententheater vom Oktober 2019 hätte es sich aber durchaus verdient. Denn insgesamt ist die Aufnahme der wegen doch vorhandener Defizite in der Dramaturgie eher selten gespielten, frühen „historischen“ Oper „Attila“ von hoher musikalischer Güte. Die Uraufführung dieser neunten Oper von Verdi fand 1846 in Venedig statt, ihr erster Akt spielt in Aquileia, der damaligen Hauptstadt von Venetien.
Da ist einmal von einem strahlenden und stimmkräftigen Tenor mit sehr individuellem Timbre zu berichten: Stefano La Colla als Foresto. Da singt Ildebrando D’Arcangelo den Titelhelden, den König der Hunnen mit immenser, fast roher Präsenz und schwarzem, beeindruckenden, stimmgewaltigen Bass. An Leichtigkeit fehlt es dem kraftvollen Sopran von Liudmyla Monastyrska für die Rolle der Odabello. Sie singt die Partie viel zu hochdramatisch und teils mit Überdruck. Sehr weich, geschmeidig und klangschön klingt der Bariton George Petean als Ezio. Auch die kleineren Partien sind ideal besetzt. Die zahlreichen, wunderbaren Chöre singt der Chor des Bayrischen Rundfunks (Einstudierung: Stellario Fagone) meist zusammen und sehr stimmgewaltig.
Bei den vielen zündenden Melodien weiß der souveräne Ivan Repusic am Pult des Münchner Rundfunkorchesters, er ist dessen Chefdirigent seit Beginn der Saison 2017/18, lustvoll viel Feuer zu entfachen aber auch mit schönen farbigen Lyrismen zu beeindrucken.
Dr. Helmut Christian Mayer
28. Mai 2020 | Drucken
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