Verdis "I due Foscari" aus Parma auf DVD: Grausamer, venezianischer Machtkampf

Xl_due_foscari-dvd-parma-5-20 © Roberto Ricci

An der Musik kann es nicht liegen, warum Giuseppe Verdis „I due Foscari“ so selten aufgeführt wird. Denn diese ist durchaus mitreißend und glutvoll. Vor allem dann, wenn das Orchester Filarmonica Arturo Toscanini unter dem mit überwiegend packendem Zugriff agierenden Maestro Paolo Arrivabeni sie genauso umsetzt. Gespielt wird eine neue kritische Ausgabe von Andreas Giger. Zudem setzt das Teatro Regio di Parma bei dieser Neuproduktion, die anlässlich des Verdi Festivals vom Oktober 2019 aufgeführt und jetzt als DVD bei Dynamic Nr. 37865 erschienen ist, neben dem machtvollen Chor des Teatro Regio di Parma (Einstudierung: Martino Faggiani)  auf großteils beeindruckende Stimmen: Vladimir Stoyanov ist der schwächliche Doge Francesco Foscari, der diesen würdevoll aber auch sehr verzweifelt spielt und mit seinem edlem und weich timbrierten Bariton singt. Stefan Pop singt seinen Sohn Jacopo Foscari mühelos auch in den Höhen, mit seinem strahlend und kraftvoll klingenden Tenor. Maria Katzarava weiß seine Frau Lucrezia Contarini mit Innigkeit aber auch dramatischer Attacke zu überzeugen. Ihr Sopran klingt jedoch zu wenig farbenreich. In der kleineren Rolle des Intriganten Jacopo Loredano, der sehr erfolgreich gegen die Foscaris werkt, lässt Giacomo Prestia mit kernigem Bass aufhorchen, er wirkt aber darstellerisch insgesamt zu wenig präsent.

Der Grund für die raren Aufführungsmomente von Verdis sechster Oper, dessen Uraufführung 1844 in Rom stattfand, dürfte das wenig geglückte Libretto von Francesco Maria Piave sein. Es basiert auf dem gleichnamigen Drama von Lord Byron, in dem sich politisches Unglück mit menschlichem paart. Denn die Handlung vom venezianischen Dogen, der seinen Amtseid über alles stellt und seinen eigenen Sohn wegen des später sich nicht bestätigten Mordverdachts in die Verbannung schickt, was zum beider Tod führt, ist zum einem recht verzwickt und zum anderen eindimensional und ohne dramatische Höhepunkte. Zudem gibt sie wenig Raum für hellere oder gar freundliche Szenen. Man müsste diesen Schwächen mit einem überlegten Regiekonzept begegnen. Dies gelingt dem Regisseur Leo Muscato nicht einmal ansatzweise. Zwar sind die leergeräumte Bühne mit dem halbrunden Horizont in verschiedenen Farben und den Stoffbahnen mit teils aufgemalten stilisierten Figuren (Bühnenbild: Andrea Belli), das eingesetzte Licht und die schwarz-weißen, historisierten Kostüme (Silvia Aymonino) von ausgewählter Ästhetik. Allein die Szenerie wird nicht mit Leben erfüllt, sondern ist geprägt von lähmender Statik. Zugegeben, es ist schwer, die Handlungsarmut der Geschichte zu inszenieren aber ein paar zündende Ideen wären schon notwendig gewesen. Der Abschied des Vaters Jacopo Foscari von seinen kleinen Kindern ist hingegen sehr berührend gelungen. Auch der Tod von Francesco Foscari vor einem schrägen Spiegel lässt einen nicht unberührt.

Zum Schluss gab es viel Applaus und auch Bravi im vollbesetzten Opernhaus für alle Beteiligten!

Dr. Helmut Christian Mayer

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