Verdis "Nabucco" in Maribor/Slowenien: Bildmächtig ästhetische, statisches Szene

Xl_nabucco-marburg-10-18 © SNG Maribor - Marko Knehtl

Voll Sehnsucht nach Freiheit und Frieden ist jene sehnsüchtige, innige Melodie, die zum Ohrwurm wurde: „Va, pensiero..“ („Flieg, Gedanke) Der Chor der hebräischen Gefangenen aus Giuseppe Verdis „Nabucco“ avancierte binnen kurzem zur heimlichen Nationalhymne aller italienischen Patrioten gegen die Fremdherrschaft und wurde von einer vieltausendköpfigen Menge unter Leitung von Arturo Toscanini auch 1901 beim Begräbnis des Komponisten gesungen. In dieser Oper ist der vielbeschäftigte Chor auch der eigentliche Protagonist der Oper. Dieser (Einstudierung: Zsuzsa Budavari-Novak) singt bei der diesjährigen Eröffnungspremiere des slownischen Nationaltheaters der Marburger Oper (OperaBalet Maribor) auch sonst mächtig und meist homogen.

Abgesehen von kleinen Intonationsmängeln kann Verdis draufgängerische jugendliche Vitalität seiner dritten Oper im Orchester der Marburger Oper unter Stefano Romani überwiegend mitreißen und glutvoll zünden. Besonders faszinierend: das herrliche Cellosolo.

Von überwiegend hoher Qualität ist das Sängerensemble: Mit innigen und nuancenreichen Tönen, aber auch großer dramatischer Attacke singt Rebeka Lokar die möderisch schwere Partie Abigaille. Genadij Vascenko  singt mit seinem edlen, weichen Timbre kraftvoll die Titelpartie und kann auch die Verwirrungen des Königs glaubhaft machen. Ivan Tomasev  ist ein mächtiger, wohltönender Hohenpriester Zacharias. Irena Petkova ist eine Fenena mit schon recht reifem Timbre. Miro Solman als Ismaele hat seinen sängerischen Zenit bei weitem überschritten und singt außer bei einigen Spitzentönen vibratoreich eher unschön.

Einen gewaltigen Kubus mit seitlichen Spiegeln zur scheinbar optischen Vergrößerung des Raumes hat Filippo Tonon (Regie und Ausstattung) auf die Bühne gehievt. Die drei hinteren Elemente, verziert mit großen Vierecken sind hochziehbar und erlauben so beeindruckende Auftritte, die meist nebelverhangen passieren. Aufwändig und ästhetisch sind seine historisch anmutenden stilisierten Kostüme. Vorne findet sich eine Treppenkonstruktion und Huppodien, wo meist der Chor drapiert ist. Mit unterschiedlichen, durchaus suggestiven Lichtstimmungen entstehen so anschauliche und teils faszinierende Bilder und Tableaus. Eher untypisch für das Marburger Opernhaus ist, dass von einer eigentlichen Personenführung in dieser Koproduktion mit den italienischen Opernhäusern von Padua und Rovigo kaum etwas zu merken ist. Offenbar ist diese, nur mit einigen abgestandenen Operngesten unterfütterte „Nichtregie“ auf den italienischen Publikumsgeschmack zugeschnitten, denn es dominiert die Statik und Rampensingen. Viel Applaus!

Helmut Christian Mayer

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