Und wie sooft geht es auch diesmal wieder um das ewige Geheimnis der Liebe, um tiefe, menschliche Emotionen und unerfüllte Sehnsüchte. Inspiriert vom Buch "Fragments d'un discours amoureux" ("Fragmente einer Sprache der Liebe“), des französischen Philosophen Roland Barthes (1915-1980) aus 1977 entwarf Eva Krasevec für die neue Oper „Koda L“ ("Code L") ein zeitgemäßes, poesievolles Libretto. L steht eigentlich für „Ljubezen“ (Geheimnis), kann aber auch Liebe bedeuten. Denn da werden Archetypen wach, episodenhaft werden der mythische Orpheus, Werther, Tristan und Isolde, Romeo und Julia und viele mehr ohne konkrete Handlung zitiert.
Dazu hat der slowenische Komponist Milko Lazar, es ist nach „Die zehnte Tochter“ aus 2015 seine zweite Oper für das Laibacher Opernhaus, eine meist tonale, repetitive, filmmusikartige, nicht besonders innovative aber sehr raffiniert stimmige Musik geschrieben, die stark an die Minimalmusic eines Michael Nyman oder Philip Glass erinnert. Beeindruckend dabei sind die Rhythmen und oszillierenden Klangfarben, die vom Orchester der Laibacher Oper unter dem engagierten Marko Hribernik mit Perfektion, Differenziertheit und Verve umgesetzt werden.
Hoch motiviert und von hoher Qualität erlebt man das ohne eine eigentliche Rolle verkörpernde Ensemble, aus dem die glasklare Urska Arlic Gololicic , die intensive Martina Zadro, symbolhaft mit Riesenschlange, wie auch die kraftvolle Nuska Drascek Rojko und der schöne Tenor des Matej Vovk besonders hervorstechen. Robert Vrcon singt solide, reif hört man Mirjam Kalin. Vielstimmig, klangschön und ungemein intonationsrein singt der Chor der Opera Ljubljana.
Für den Operndirektor des Hauses Rocc, er zeichnet für Regie und Bühnenbild verantwortlich, keine leichte Aufgabe, diese völlig abstrakte Nichthandlung szenisch umzusetzen. Doch es gelingt ihm äußerst stimmig: Wiewohl die sich meist auf der Szene befindlichen Protagonisten überwiegend sitzend oder stehend statisch dargestellt werden, wird teilweise dem jeweils singenden Solisten eine gewisse Bewegungschoreographie (Choreographie: Lukas Zuschlag) zugeordnet. Mit raffiniert eingesetztem Licht, reichen oszillierenden Videos, vielen Schattenprojektionen auf veränderbaren, durchschaubaren Raumelementen und einigen starken, symbolhaften Ideen gelingt es Rocc eine enorme, geheimnisvolle Wirkung zu erzeugen.
Das Publikum reagierte nach dem Ende des rund 80 minütigen Werks mit heftigem Applaus!
Dr. Helmut Christian Mayer
16. März 2019 | Drucken
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