Warm und reich nuanciert leuchteten die Farben, innig und warm und von betörender Schönheit waren die Töne, die Sol Gabetta ihrem edlen Instrument entlockte. Aber auch bei den extremen diffizilen Passagen des einzigen Konzertes für Violoncello und Orchester d-Moll von Édouard Lalo wusste sie im Wiener Konzerthaus mit funkensprühendem Temperament, kräftigen Strichen und technischer Bravour zu glänzen. Kongenialer Partner dabei war das Orchestre Philharmonique de Radio Franceunter Daniel Harding, der kurzfristig für den erkrankten Mikko Franck eingesprungen war. Für den Jubel bedankte sich Sol Gabetta mit Pablo Casals „Chant des oiseaux“ als Zugabe, die sie gemeinsam mit der Cellogruppe des Orchesters spielte.
Zuvor erklang Maurice Ravels „Alborada del gracioso“ (Morgenlied eines Clowns) in der Orchesterfassung. Lebhaft war die Tanzmusik, feinsinnig das rhapsodisches, ausgedehnte Lied. Nach der Pause ließ man es beim „Prélude à l’après-midi d’un faune“ von Claude Debussy mit feinsten, zarten Pastellfarben so richtig schimmern und die schwüle Atmosphäre eines liebestollen Fauns lebendig werden.
Er spiegelt wohl eine der stimmungsvollsten Morgenstimmungen und strahlendsten Sonnenaufgänge der gesamten Musikliteratur: Der „Lever du jour“ aus der 2. Suite von „Daphnis und Chloe“ vo nMaurice Ravel kam bei den Musikern unter dem britischen Maestro mit seiner suggestiven Wirkung ungetrübt zur Geltung: Orchestrale Leuchtkraft, Naturlaute, Feinheiten und immense Steigerungen und einem Kosmos an Farben und Schattierungen dieses impressionistischen Meisterwerks auch beim finalen Tanz inklusive vieler solistischer Einlagen wurden mitreißend herausgearbeitet. Und alles war immer ideal austariert, wunderbar transparent und wurde mit blendender Spiellaune hinreißend musiziert.
Großer Jubel!
Dr. Helmut Christian Mayer
28. Oktober 2023 | Drucken
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