Wien: Die Wiener Philharmoniker bestachen unter Philippe Jordan bei Mozart und Strauss mit strahlender Themenpracht

Xl_jordan-wiener_philharmoniker-wien-6-23 © Helmut Christian Mayer

Niemand brauchte enttäuscht sein. Auch nicht jene Musikfreunde, die eigentlich Riccardo Chailly erleben wollten, der aber krankheitsbedingt absagen musste. Denn kein Geringerer als Philippe Jordan sprang ein und stand am Pult des letzten Konzertes der Wiener Philharmoniker der heurigen Saison im Wiener Musikverein und erwies sich dabei erwartungsgemäß als exzellenter, energiegeladener und packender Gestalter.

Zuerst bei der Symphonie Nr. 39, Es-Dur KV 543, die zu den letzten drei Symphonien zählen, die Wolfgang Amadeus Mozart in nur unglaublichen zwei Monaten im Sommer 1788 komponiert hatte und die zum Höhepunkt seines symphonischen Schaffens zählen. Durch weidliches Ausreizen der dynamischen Palette gelang dem Dirigenten eine ungemein fein austarierte aber auch vitale und spannungsvolle Interpretation: Heiter, ja leichtfüßig erklang die drittletzte Symphonie des Salzburger Genius mit dem hinreißend wirbelnden Kehrausfinale. Man erlebte eine bis zum Übermut gesteigerte Daseinsfreude.

Der Höhepunkt des Konzertes war zweifellos nach der Pause „Ein Heldenleben“ von Richard Strauss. In seiner sehr persönlichen, autobiographischen, symphonischen Dichtung thematisiert der bayrische Komponist das künstlerische Dasein zwischen energiegeladenen Optimismus, positivem Leben und Fin de Siècle Stimmung. Neben dem Helden (Strauss selbst) kann man darin auch seine nörgelnden Widersacher (die Kritiker), die hier einiges verpasst kriegen, seine Gefährtin (seine Frau Pauline) und Zitate aus allen seinen bisherigen Tondichtungen raushören. Hier passte einfach alles: Der stets animierende Dirigent modellierte spannungsgeladen und immer völlig ausgewogen die gewaltige Klangarchitektur, den heroischen Schwung wie auch die strahlende Themenpracht und die herrlichen Farbkombinationen.Jordan legte ungemeinen Wert auf Feinheiten und nahm sich auch Zeit, die Phrasen auszukosten. Als vortrefflich erwiesen sich auch die vielen Solisten aus den eigenen Reihen, ganz besonders der Konzertmeister Rainer Honeck mit seinem langen Violinsolo, das die launische Ehefrau des Komponisten Pauline darstellt.

Unbeschreiblicher Jubel!

Dr. Helmut Christian Mayer

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