Wien: Die Wiener Philharmoniker unter Andris Nelson und die Geigerin Midori mit wunderbaren Klangwelten

Xl_midori-nelsons-wien-10-24 © Helmut Christian Mayer

Nach der heftig akklamierten „Neunten“ bei den Salzburger Festspielen letzten Sommer folgte nun die „Fünfte“ Symphonie von Gustav Mahler im Programm. Spätestens seit Luchino Viscontis Film „Der Tod in Venedig“ erlangte das Adagietto große Popularität, das eigentlich als sanfte Liebeserklärung Gustav Mahlers an seine Frau Alma gedacht war. Und die Wiener Philharmoniker können ihren Mahler. Denn unter der präzisen Stabführung von Andris Nelsons erklang es jetzt im Wiener Konzerthaus mit verträumten und fein modellierten Tönen, wobei sich Nelsons bei diesem wohl bekanntesten Musikstück Mahlers viel Zeit ließ und alle Phrasen und zarte Nuancen voll auskostete. Aber auch sonst wurde das außergewöhnliche Werk unter seiner souveränen Stabführung zum Ereignis: Mit farbigen, warmen Streichern, ausgewogenem Holz und punktgenauem Blech. Mit exzellenten Solisten in allen Instrumentengruppen wurden die vielen Nuancen des interpretatorisch enorm anspruchsvollen Stückes mit nie nachlassender Spannung und mit konturenscharfen, strahlenden Steigerungen musiziert und mit aufwühlenden Gefühlsausbrüchen aufgetrumpft. 

Seit ihrem Debüt mit elf Jahren bei den New Yorker Philharmonikern vor vier Jahrzehnten zählt die Geigerin Midori ohne Unterbrechung zu den Besten ihrer Zunft. Davon konnte sie einmal mehr zuvor bei diesem Konzert beweisen. Vor allem im diffizilen zweiten Satz des 1. Violinkonzertes von Sergej Prokofjew konnte die gebürtige Japanerin mit ihrer edlen Guarnerius del Gesù ‚ex-Huberman‘ aus 1734 eine enorme Virtuosität und energische Attacke zeigen wie auch die gefühlsmäßige Tiefe des Werkes ausloten. Dabei wurde wie von den Wiener Philharmonikern unter dem lettischen Dirigenten ideal begleitet. Mit diesen wird sie demnächst eine gemeinsame Asien-Tournee bestreiten. Für den Jubel bedankte sie sich mit dem Largo aus der Sonate Nr.3 von Johann Sebastian Bach.

Ein vollendeter Genuss! Riesenjubel!

Dr. Helmut Christian Mayer

| Drucken

Mehr

Kommentare

Loading