Er zählt eigentlich immer noch weltweit zu den führenden Geigern: Pinchas Zukerman, dem zweifellos eine große Reputation vorauseilt. Denn der nunmehr 76-jährige Geiger musiziert seit über fünf Jahrzehnten überall mit den renommiertesten Orchestern und Dirigenten sowie in den bekanntesten Konzertsälen der Welt. Diesen Ruf konnte der Musiker leider diesmal im Goldenen Saal des Wiener Musikvereinsbeim 5. philharmonischen Abonnementkonzert beim Violinkonzert Nr. 3 KV 216 von Wolfgang Amadeus Mozart nur bedingt erfüllen. Denn abgesehen davon, dass er mit etwas zu viel Vibrato spielte, schlichen sich, trotz hohem, technischem Können, vor allem bei den diffizilen Passagen der Ecksätze, etliche unsaubere Töne ein. Zudem musizierte er recht zurückhaltend und leise sowie mit zu wenig Animo. Hingegen entlockte er bei dem zu Herzen gehenden, sehnsuchtsvollen Adagio seiner edlen Geige die notwendige Nuanciertheit des musikalischen Ausdrucks. Einfühlsam wurde er dabei von den Wiener Philharmonikern unter dem 88-jährigen Zubin Metha begleitet. Das Publikum im vollen Saal spendete viel Applaus!
Für die damalige Zeit weist die unvollendet gebliebene, dreisätzige 9. Symphonie von Anton Bruckner, die er dem „lieben Gott“ gewidmet hat, viele harmonische Kühnheiten auf, die sich in dieser Schärfe in keiner seiner anderen Symphonien finden. Sie wurden von den in Bestform musizierenden Musikerinnen und Musikern wunderbar wiedergegeben.Der auswendig dirigierende indische Maestro wusste mit auch teils sparsamen Gesten die gigantische Klangarchitektur spannungsgeladen zu entfalten und die Spannung permanent zu halten. Speziell das Adagio, das Bruckner selbst für seinen besten und schönsten Satz hielt, wurde zum innigen Ereignis: Ein unendlicher Raum öffnete sich, nach dem choralartigen „Abschied vom Leben“, nach mehreren gigantischen Steigerungswellen und einem letzten schmerzlichen Zusammenbruch endete sein symphonisches Schlusswort mit einem fernen Gruß aus dem Adagio der „Achten“ Symphonie.
Stehende Ovationen!
Dr. Helmut Christian Mayer
13. Januar 2025 | Drucken
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