Nicht nur dass die meisten Opernhäuser zum diesjährigen 100. Todestag von Giacomo Puccini seine Werke in großer Zahl aufführen, wird auch die Diskographie des großen italienischen Komponisten erweitert und auch zahlreiche Konzerte zu seinem Gedenken mit seiner Musik werden veranstaltet. So jetzt auch im völlig ausverkauften Wiener Konzerthaus, wo kein Geringerer als Jonas Kaufmann derzeit auf seiner Tournee quer durch Europa mit Schwerpunkt in deutschen Städten Station machte und Ausschnitte aus seiner brandneuen CD „Puccini: Love Affairs“ präsentierte. Mit dabei: Maria Agresta, die auch auf dem Tonträger, neben weiteren populären Sopranistinnen, als Partnerin von Kaufmann zu hören ist.
Zu erleben waren die populärsten Duette etwa aus „Tosca“ aus dem ersten Akt, wo die italienische Sopranistin glaubhaft die Eifersüchtige mimen kann und als Diva mit schönem Timbre fasziniert, während Kaufmann mit reichen Nuancen betört. Die Duette „O soave fanciulla“ aus “La Bohème”, „Viene la sera“ aus „Madama Butterfly“ und „Tu, tu, amore? Tu?“ aus „Manon Lescaut“ wurden ebenfalls vor einem begeisterten Publikum vorgetragen. Dabei war es faszinierend, wie die beiden Stimmen miteinander gut harmonierten, sich im Laufe des Abends steigerten und immer größer werdende Leidenschaften erzeugen konnten.
Einmal mehr zeigte der deutsche Tenor seine wunderbare Pianokultur und bei allen Stücken seine herrliche Phrasierung sowie sein weiches Legato. Allerdings ließ sich so manche Angestrengtheit speziell in der Mittellage nicht überhören. Er konnte auch mit den Soloarien wie etwa mit dem Mega-Hit "E lucevan le stelle" aus „Tosca“ mit seinem balsamisch weichen samtigen, unverwechselbaren baritonal klingendem Timbre und betörenden Piani begeistern. Man hörte reiche Schattierungen,fein gesponnene Lyrik aber auch wunderbare, tenorale Entfaltung.
Die italienische Sopranistin faszinierte mit ihrem klaren, mühelos höhensicheren Sopran mit reichen Emotionen auch solistisch etwa mit „Vissi d’arte“ der Arie der Tosca und “Mi chiamono Mimi“ aus „La Bohème“.
Manchmal etwas zu zurückhaltend aber immer klangschön wurden die beiden von der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz unter Jochen Rieder begleitet. Manches hätte jedoch durchaus mehr Raffinement, mehr Leidenschaft und strahlendere Streicher vertragen. Der Klangkörper konnte auch mit einigen Intermezzi aus den Opern punkten.
Zum Finale gab es begeisterten Jubel und stehende Ovationen und allein fünf Zugaben, davon allein vier natürlich von Puccini!
Dr. Helmut Christian Mayer
17. Oktober 2024 | Drucken
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